Asien

Bangladesch: Abkommen über Brandschutz und Gebäudesicherung der Textilindustrie läuft aus

Vor acht Jahren stürzte ein Fabrikgebäude der Textilindustrie in Bangladesch ein und forderte dabei mehr als 1.100 Menschenleben der Beschäftigten. Der große Aufschrei auch in Medien führte zu einem Abkommen über Brandschutz mit einer begrenzten Laufzeit, das Ende August ausläuft.
Bangladesch: Abkommen über Brandschutz und Gebäudesicherung der Textilindustrie läuft ausQuelle: AFP © MUNIR UZ ZAMAN / AFP

Die Situation von fast ausnahmslos weiblichen Beschäftigten in Textilfabriken in Bangladesch droht sich wieder zu verschlechtern, warnen derzeit Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen (NGOs). Der Grund: Ein rechtlich bindendes Abkommen über Brandschutz und Gebäudesicherheit in Fabriken, das große, global operierende Modeketten sowie Gewerkschaften nach dem Einsturz eines Fabrikgebäudes in Sabhar etwa 25 km nordwestlich der Hauptstadt Dhaka mit mehr als 1.100 Toten vor acht Jahren geschlossen hatten, soll Ende August auslaufen.

Das Unglück zeigte nochmals – wie schon ein halbes Jahr zuvor eine Brandkatastrophe der Tazreen-Kleiderfabrik in Dhaka – der Welt die Probleme in den Lieferketten für besonders "preisgünstige" Bekleidung. Bangladesch ist nach China der weltgrößte Bekleidungsproduzent. Das Abkommen namens Accord erreichte nach eigenen Angaben, dass mehr als 120.000 Sicherheitsrisiken in knapp 1.600 Fabriken zwischenzeitlich behoben worden seien.

Inzwischen gibt es ein Nachfolgeabkommen, das nach einer Übergangszeit ab September gänzlich die Kontrolle über Fabriken von Accord übernehmen soll. Bei diesem Ready Made Garments Sustainability Council (RSC) sind neben Gewerkschaften und Modeketten auch Fabrikbesitzer dabei. Aber nach Einschätzung von Gewerkschaften und NGOs ist der RSC jedoch deutlich weniger effektiv als Accord.

Unter Accord seien Probleme zwischen Fabrikinspektoren, Modeketten und Arbeiterinnen gelöst worden, sagt Gewerkschafter Babul Akhter von der Bangladesh Garment and Industrial Workers Federation. Inzwischen drängten Fabrikbesitzer aber darauf, unter dem RSC Probleme lediglich noch örtlich zwischen ihnen und den Beschäftigten lösen zu wollen. Zudem gebe es die Befürchtung, dass Fabrikinspektoren weniger unabhängig arbeiten könnten, wenn Accord auslaufe.

Einige Accord-Mitglieder wie der Textil-Discounter KiK teilen die Bedenken. Laut dpa äußerte die Discounter-Firma KiK:

"Wir befürchten jedoch, dass eine fehlende Rechtsverbindlichkeit einen Bruch der mühsam erreichten Standards zufolge hätte und die Bestrebungen zur Verbesserung der Gebäudesicherheit nachlassen würden."

Das Accord-Mitglied Aldi Nord sieht dagegen keine Probleme:

 "RSC hat nicht nur die Angestellten des Accords, sondern auch sämtliche Standards, Protokolle und Verfahrensweisen übernommen. Insofern sehen wir die Unabhängigkeit der Auditoren nicht beeinträchtigt."

Ähnlich wie Aldi Nord äußerte sich auch die Außenhandelsvereinigung des deutschen Einzelhandels.

Von der Clean Clothes Campaign, die Gewerkschaften und NGOs zusammenbringt, heißt es dazu auf der Internetseite:

"Um zu verhindern, dass der RSC ein anderer von der Industrie angeführter freiwilliger Mechanismus wird, müssen Marken und Händler, die zuvor so stolz den Accord unterzeichnet hatten, sicherstellen, dass sie ihre Versprechen wieder niederschreiben: in einem neuen internationalen rechtlich bindenden Abkommen."

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(rt/dpa)

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