Deutschland

MDR-Umfrage: Grenzen des Sagbaren – jeder Zweite scheut vor offener Meinungsäußerung zurück

Die ARD-Anstalt MDR hat sich im östlichen Teil Deutschlands zum Stand der Meinungsfreiheit umgehört: Etwa die Hälfte der Befragten fürchtet sich, die eigene Meinung frei zu äußern. Fast 80 Prozent sehen bestimmte Meinungen sogar als tabuisiert an.
MDR-Umfrage: Grenzen des Sagbaren – jeder Zweite scheut vor offener Meinungsäußerung zurückQuelle: Gettyimages.ru © Marc Atkins/Getty Images

Der MDR beginnt seine Meldung über die eigene Umfrage zum Stand der Meinungsfreiheit mit folgendem Satz:

"Die Meinungsfreiheit ist in Deutschland streng geschützt."

Möglicherweise ist der Doppelsinn dieser Aussage den Redakteuren des ARD-Senders durchgerutscht, aber die Formulierung bringt den ambivalenten Stand der Meinungsfreiheit in Deutschland oder wie zumindest die Hälfte der Befragten ihn sieht, auf den Punkt.

MDRfragt, die Meinungsforschungsabteilung der Sendeanstalt, hat von Ende November bis Anfang Dezember rund 27.000 Menschen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in einer nicht-repräsentativen Umfrage zum Stand der Meinungsfreiheit befragt. Das Generalthema lautete: "Politik in der Krise: Wie steht's um Deutschland?" Die Ergebnisse der Umfrage wurden mit Hilfe eines Beirats wissenschaftlich aufbereitet, so der MDR.

Furcht vor allzu offenen Äußerungen

Obwohl die Meinungsfreiheit in Deutschland formalrechtlich geschützt ist, zieht es ungefähr die Hälfte der Befragten vor, die eigene Meinung nicht in jedem Fall in der Öffentlichkeit frei zu äußern. "Angst, die eigene Meinung zu äußern", haben demnach 48 Prozent wenigstens "ab und an". Insbesondere in den sogenannten sozialen Medien würden viele mit Rückzug reagieren. Dieser Befund steht in Kontrast dazu, dass auf Twitter und Co. in "heftigen Debatten" keine Rücksicht mehr genommen wird – jedenfalls nicht von allen. Nicht nur in den sozialen Medien (70 Prozent), sondern auch im Arbeitsumfeld (58 Prozent), im Freundeskreis (27 Prozent) und in der Familie (16 Prozent) scheuen viele vor einem offenen Wort zurück.

Kontroverse Themen wie die staatlichen Corona-Maßnahmen, Migration, Klimawandel oder der Krieg in der Ukraine bleiben daher in Unterhaltungen oft ausgespart.

Konformismus, gleichgültig ob mehr oder weniger freiwilliger Art, hat nach wie vor eine außerordentliche starke Basis in Deutschland, wie man nicht nur am Verhalten der deutschen Fußballnationalmannschaft jüngst in Doha beobachten konnte. So sind 78 Prozent der vom MDR Befragten sogar der Ansicht, man müsse bei der Äußerung bestimmter Meinungen vorsichtig sein, weil sie tabuisiert seien.

Ähnlich kritisch sehen fast 60 Prozent den allgemeinen Zustand der Meinungsfreiheit in Deutschland.

Dabei sind die meisten der Befragten durchaus für einen offenen Meinungsaustausch und befürworten die von Verfassung und Gesetz garantierte Meinungsfreiheit. Der Sender hat dazu einige Stimmen der Umfrageteilnehmer zusammengestellt, die diese auch kontroversen Haltungen dokumentieren.

Politik zieht ihre eigenen Schlüsse

Bundespräsident Steinmeier hat bis heute im sächsischen Freiberg seine fünfte sogenannte Ortszeit absolviert. Der MDR hatte das Staatsoberhaupt in einem längeren Interview auch mit den teils kritischen Umfrageergebnissen konfrontiert. Steinmeier reagierte jedoch mit Relativierung und wiegelte ab.

Die Skepsis der Bürger gegenüber der Politik zeigen auch die Antworten zum Besuch des Bundespräsidenten in der Region. Zwar finden 77 Prozent der Befragten das Vorhaben Steinmeiers, vor Ort mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen, gut. Doch wie der MDR resümiert, hegt eine Mehrheit von 55 Prozent Zweifel daran, dass "die 'Ortszeiten' tatsächlich etwas bewirken." Auch habe bisher nur jeder Dritte die Besuche Steinmeiers in den Regionen wahrgenommen.

Mehr zum Thema - Folge Nr. 5: Steinmeier wieder zu Feldforschungen im Osten unterwegs

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.