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Walter Cunningham: Letzter noch lebender Apollo-7-Astronaut stirbt im Alter von 90 Jahren

Walter Cunningham flog 1968 bei der ersten bemannten Apollo-Mission als Pilot der Mondlandefähre mit. Nun ist der Weltraumpionier, der den Mond allerdings nie betrat, im Alter von 90 Jahren an den Folgen einer Verletzung verstorben.
Walter Cunningham: Letzter noch lebender Apollo-7-Astronaut stirbt im Alter von 90 JahrenQuelle: Gettyimages.ru © HUM Images

Der frühere NASA-Astronaut und letzte noch lebende Weltraumpionier der die Geschichte verändernden Apollo-7-Mission, Walter Cunningham, ist am 3. Januar im Alter von 90 Jahren in Houston, Texas gestorben. Das ließ seine Familie am Donnerstag über die US-Raumfahrtbehörde NASA verlauten. "Wir möchten unseren großen Stolz auf das Leben, das er gelebt hat, und unsere tiefe Dankbarkeit für den Mann, der er war, zum Ausdruck bringen – ein Patriot, ein Entdecker, Pilot, Astronaut, Ehemann, Bruder und Vater. Die Welt hat einen weiteren wahren Helden verloren und wir werden ihn sehr vermissen."

Cunningham wurde 1963 in die dritte Astronautenklasse der NASA aufgenommen. Und obwohl er es nie auf den Mond schaffte, trug der promovierte Physiker und Kampf-Pilot des US Marine Corps mit seinem Flug mit Apollo 7 im Jahr 1968 - der ersten Apollo-Kapsel, die Menschen ins All brachte – entscheidend dazu bei, dass Neil Armstrong und Buzz Aldrin nur knapp ein Jahr später sicher auf dem Mond landen konnten. Es war der erste Testflug des neuen Raumschiffs, mit dem zwischen 1969 und 1972 ein Dutzend Astronauten auf der Mondoberfläche landen sollten.

Der Raumfahrtpionier war bei der elftägigen Mission der designierte Pilot der Mondlandefähre. Weil Apollo 7 jedoch keine Mondlandegeräte mitführte, war er stattdessen für alle Systeme des Raumschiffs, mit Ausnahme von Start und Navigation verantwortlich. Zusammen mit den Besatzungsmitgliedern Walter Schirra und Donn Fulton Eisele erprobte er in einer niedrigen Erdumlaufbahn Annäherungsmanöver, die den Verantwortlichen in Huston wichtige Erkenntnisse für spätere Apollo-Missionen lieferten. Es war auch die erste Mission, bei der eine Fernsehkamera Bilder aus der Kapsel live zur Erde übertrug – für die NASA ein PR-Coup, für den sie später sogar einen Emmy gewann. 

Der Flug des Raumschiffs, das in Florida gestartet und nach 263 Stunden im All am 22. Oktober 1968 südlich der Bermudas im Atlantik gelandet war, wurde von der NASA später als nahezu perfekt deklariert. Cunningham war bis zu seinem Tod am Dienstag das letzte noch lebende Mitglied dieser Besatzung. Die anderen beiden Crew-Mitglieder, der Kommandant der Mission, Schirra, einer der ursprünglichen "Mercury Seven"-Astronauten, und der Pilot des Kommandomoduls, Eisele, waren bereits 2007 und 1987 verstorben. Nach dem erfolgreichen Raumflug der Apollo 7 schickte die NASA kurze Zeit später eine weitere Crew, Apollo 8, in die Mondumlaufbahn, bevor Apollo 11 im Juli 1969 auf dem Mond landete.

"Wenn heute von Apollo die Rede ist, erinnert sich die Öffentlichkeit natürlich an Apollo 11 und manchmal an Apollo 13, weil dieser Film gedreht wurde", scherzte Cunningham einmal während einer Veranstaltung im Johnson Space Center der NASA. "Sie erinnern sich selten an Apollo 7. Aber es war eine Testmission, die eine entscheidende Rolle bei der historischsten Errungenschaft in der Geschichte der Nation spielte." Die Apollo-7-Mission hatte aber nicht nur die Grundlagen für die erfolgreiche Mondlandung rund ein Jahr später geschaffen. Der Start am 11. Oktober 1968 markierte zugleich auch die Wiederaufnahme des NASA-Mondflugprogramms 21 Monate nach dem Brand, bei dem alle drei Mitglieder der Apollo-1-Besatzung – Gus Grissom, Ed White und Roger Chaffee – während einer bodengestützten Startprobe Ende Januar 1967 ums Leben gekommen waren. 

Die Apollo-7-Mission zeichnete sich aber auch durch den gereizten Austausch zwischen der Bodenkontrolle und den Astronauten aus, die sich während des Fluges eine Erkältung zuzogen und ihren Unmut über die Missionsleiter zuweilen offen äußerten. Unter anderem aufgrund dieser Spannungen flog keiner der drei Astronauten erneut ins All. Dennoch wurde die Mission als technischer Erfolg gewertet, da sie die Fähigkeiten und die Integrität der Systeme unter Beweis stellte, die Apollo 11 im Juli 1969 auf die Mondoberfläche bringen sollten. Dort unternahmen die Astronauten Neil Armstrong und Edwin "Buzz" Aldrin dann ihren legendären ersten Mondspaziergang.

Cunningham diente in der US-Marine und im Marine Corps diente und flog 54 Einsätze als Kampfpilot, bevor er mit dem Rang eines Obersts in den Ruhestand ging. Er hatte vor seiner NASA-Karriere drei Jahre lang als Wissenschaftler bei der Rand Corporation, einem US-amerikanischen Think Tank, an geheimen Verteidigungsstudien und Problemen im Kontext des Magnetfeldes der Erde gearbeitet. Nach seinem Wechsel zur NASA und dem erfolgreichen Abschluss der Apollo-7-Mission wurde der Astronaut dann mit der Leitung des Skylab-Zweigs – einem frühen Raumstationsprogramm – betraut. In dieser Funktion war er nach Angaben der Raumfahrtbehörde verantwortlich für den betrieblichen Input für fünf große Teile bemannter Weltraumhardware, zwei verschiedene Trägerraketen und 56 große Experimente im Rahmen des Skylab-Programms. 

"Walt Cunningham war Kampfpilot, Physiker und Unternehmer – aber vor allem war er ein Entdecker", würdigte NASA-Administrator Bill Nelson den verstorbenen Astronauten in einer Erklärung zu seinem Tod. "Bei Apollo 7, dem ersten Start einer bemannten Apollo-Mission, haben Walt und seine Mannschaftskameraden Geschichte geschrieben und den Weg für die Artemis-Generation geebnet, die wir heute sehen." 1971 schied Cunningham aus der Raumfahrtbehörde aus und beteiligte sich in den folgenden Jahren an verschiedenen Unternehmungen. Er war in den Bereichen Offshore-Technik, Gewerbeimmobilien und Risikokapitalinvestitionen tätig. Außerdem war er Moderator einer Radio-Talkshow und Berater für kommerzielle Raumfahrtunternehmen.

In seinen späteren Jahren machte der frühere Astronaut dann vor allem als Kritiker der NASA auf sich aufmerksam. Während einer Veranstaltung, die im Vorfeld des ersten Artemis-Starts stattfand, bezeichnete Cunningham die heutige NASA gar als eine "risikofeindliche Gesellschaft", die die "einst ungestüme Behörde" gelähmt habe. Zudem sei sie unglaublich politisch geworden, was ihre Fähigkeit, Risiken einzugehen, nur behindere. "Heute sind unsere großartigen Bestrebungen in der Regel der Gnade der Politiker ausgeliefert", die sich auf ihr Überleben im Amt konzentrieren, bemängelte er:

"Wir können nicht nur politisch korrekt sein. Wir müssen bereit sein, das Richtige zu tun, auch wenn es nicht populär ist".

Cunningham starb an den Komplikationen eines Sturzes, wie seine Familie mitteilte. Er hinterlässt seine Frau Dorothy, seine Schwester Cathy Cunningham und seine Kinder Brian und Kimberly.

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