Schwuler Jesus: Brasiliens Katholiken in Rage wegen Weihnachtssatire auf Netflix
Eine Weihnachtssendung der brasilianischen Satire-Gruppe "Porta dos Fundos" ("Hintertür") beim Streamingdienst Netflix bringt konservative Politiker und Geistliche in dem südamerikanischen Land auf die Palme. Auf der Plattform Change.org unterzeichneten bis Dienstag über 1,8 Millionen Menschen eine Petition, in der Netflix dazu aufgefordert wird, den Film aus dem Angebot zu nehmen.
In "A Primeira Tentação de Cristo" ("Die erste Versuchung Christi") kommt Jesus nach 40 Tagen in der Wüste für die Party zu seinem 30. Geburtstag nach Hause, im Schlepptau seinen offensichtlich schwulen Freund Orlando (wohl frei nach Virgina Woolf benannt), der die Feier mit anzüglichen Liedern aufmischt. Dort hängt der Haussegen ohnehin schief, weil Gott seinem Sohn Jesus eröffnet, dass er sein wirklicher Vater ist. Die Heiligen Drei Könige bringen eine Prostituierte zu der Party mit und die Gottesmutter Maria raucht Marihuana.
"Porta dos Fundos hat nicht die Absicht, Humor zu machen oder die Gesellschaft zu verbessern. Es handelt sich lediglich um eine Missachtung des Glaubens anderer, um eine Spaltung der Gesellschaft", schrieb der rechte Abgeordnete und Präsidentensohn Eduardo Bolsonaro auf Twitter. "Es ist traurig, dass Leute ohne Talent so um Aufmerksamkeit betteln müssen."
Der Film sei "ein Schlag ins Gesicht aller Christen", schrieb der Bischof von Palmares, Henrique Soares da Costa, auf Facebook. Er rief die Gläubigen dazu auf, ihre Netflix-Abos zu kündigen. Der Schauspieler Fabio Porchat von Porta dos Fundos kann die ganze Aufregung nicht verstehen: "Leute, ich habe das mit Gott geklärt. Es ist alles in Ordnung", schrieb er auf Twitter. "Jetzt könnt ihr euch wieder über die Ungleichheit aufregen, die unser Land zerstört. Aber bitte mit der gleichen Leidenschaft, ja?"
Es scheint fast, dass sich in den letzen 40 Jahren, seit 1979 die britische Satiretruppe "Monty Python" ihr mittlerweile zum Kultfilm avanciertes Werk "The Life of Brian" (Das Leben des Brian) herausbrachte, nicht viel geändert hat. Auch die Verballhornung des Genres "Bibelfilme" von Terry Jones musste sich seinerzeit gegen Zensurgelüste konservativer Glaubenskreise durchsetzen.
Zwar gab es einige Aufführungsverbote in US-Städten und auch in einigen Kinos in Großbritannien, doch ironischerweise verbot damals nur Norwegen den Film komplett. Und das, obwohl das skandinavische Land überwiegend als atheistisch gilt. Das Verbot, das jedoch nur ein halbes Jahr hielt, animierte die schwedischen Kinos zu einer ironischen Werbekampagne für den Film: "So lustig, dass er in Norwegen verboten ist."
Ob das auch für den brasilianischen Film gilt, muss jeder für sich entscheiden. Der Film ist auch in der deutschen Version von Netflix abrufbar. Hier der Trailer mit englischen Untertiteln:
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