Europa

330.000 minderjährige Missbrauchsopfer: Frankreichs Kirche versucht sich in Schadensbegrenzung

In der katholischen Kirche in Frankreich sind seit den 1950er Jahren 216.000 Kinder und Jugendliche Opfer von sexuellem Missbrauch geworden. Werden die von der Kirche betrieben Einrichtungen hinzugezählt, beträgt die Zahl der Opfer 330.000. Die Opfer sollen eine finanzielle Entschädigung erhalten.
330.000 minderjährige Missbrauchsopfer: Frankreichs Kirche versucht sich in SchadensbegrenzungQuelle: www.globallookpress.com © © Robert Michael

Die katholische Kirche in Frankreich hat angesichts von massenhaftem Missbrauch durch Priester und kirchliche Angestellte den Willen zu Geldzahlungen an die Opfer bekräftigt.

"Man kann das Irreparable nicht reparieren", sagte der Vorsitzende der französischen Bischofskonferenz, Erzbischof Éric de Moulins-Beaufort, am Mittwoch dem Sender France Info. Die Kirche müsse die Opfer aber in einem ersten Schritt als solche anerkennen und das eigene Fehlverhalten einräumen. Zur möglichen Höhe von Geldzahlungen sagte der Bischof noch nichts.

In der katholischen Kirche in Frankreich sind nach einer am Dienstag vorgestellten Studie seit den 1950er Jahren 216 000 Kinder und Jugendliche Opfer von sexuellem Missbrauch geworden. Unter Einbeziehung der von der Kirche betriebenen Einrichtungen werde von 330 000 Opfern ausgegangen, teilte die unabhängige Missbrauchskommission in der Kirche CIASE mit.

Schon 2018 habe die Kirche entschieden, dass es Geldzahlungen an die Opfer geben solle, betonte der Vorsitzende der französischen Bischofskonferenz. Im März sei über einen kircheninternen Fonds für die Zahlungen entschieden worden. Diese seien jedoch keine Entschädigung oder ein Schmerzensgeld, hieß es damals. Bei der Vorstellung der Studie am Dienstag hatte ein Opfervertreter die Kirche gemahnt: ''Sie müssen für alle diese Verbrechen bezahlen.'' Dabei werde es um Milliardensummen gehen.

In Deutschland sieht die katholische Kirche seit Anfang 2021 für Missbrauchsopfer erhöhte Anerkennungszahlungen von bis zu 50.000 Euro vor. Die bisherigen Zahlungen lagen im Schnitt bei 5.000 Euro pro Person.

Zur Veröffentlichung des Berichts einer unabhängigen Kommission über sexuellen Missbrauch in der französischen katholischen Kirche schreibt die französische Tageszeitung Le Parisien am Mittwoch:

"Die nach der Veröffentlichung des Berichts angekündigten Maßnahmen werden willkommen geheißen, allerdings ändern sie nichts an den Faktoren, die diese Fehlentwicklungen begünstigt haben: die monarchische Organisation der Institution auf allen Ebenen, der Einstellungsprozess der Priester, das Verhältnis zur Sexualität, die Rolle der Frauen und zweifellos auch das Thema Zölibat. Veränderungen können nur vom Vatikan ausgehen."

Papst Benedikt XVI., dem es an Kräften fehlte, zog es vor, die Verantwortung weiterzugeben, obwohl er die Schwere der Krise ahnte. Papst Franziskus scheint entschlossen zu sein, aber muss mit starkem Gegenwind der "Konservativen" rechnen. ''Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass die Kirche hier einen Teil ihrer Zukunft aufs Spiel setzt."

Papst Franziskus hat tief betroffen auf einen Bericht über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche in Frankreich reagiert. "Das ist ein Moment der Schande", sagte Franziskus am Mittwoch bei einer Generalaudienz im Vatikan.

In Anbetracht der Zahl der Opfer, sagte der Papst, es sei eine "beträchtliche Zahl". Er sprach den Opfern seine Trauer und seine Scham aus.

"Aber auch meine Scham, die Scham von uns allen, meine Scham."

Franziskus forderte die Bischöfe und Kirchenverantwortlichen in Frankreich dazu auf, alles zu unternehmen, damit sich solche Vorfälle nicht wiederholen und "damit die Kirche wieder ein sicheres Zuhause für alle wird".

Die französische Bischofskonferenz hat bereits Konsequenzen angekündigt. Auf der Sitzung der Kirchengremien im November sollen Maßnahmen getroffen werden.

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