Europa

"Bild" feiert einen Söldner aus Sri Lanka, der in ukrainischer Legion kämpft

Das Springerblatt liefert mit diesem Artikel ein Stück Frontberichterstattung und geht dafür sozusagen in den Schützengraben. Dabei scheut man natürlich keine Floskeln und keine Klischees. Protagonist ist ein Söldner, der nicht in das übliche Bild passt. Trotzdem werden alle Stereotypen bedient.
"Bild" feiert einen Söldner aus Sri Lanka, der in ukrainischer Legion kämpftQuelle: AFP © Sergei SUPINSKY / AFP

Eine Analyse von Mirko Lehmann

Bekanntlich kämpfen einige Hundert, wenn nicht Tausend ausländische, meist westliche Söldner auf der Seite der Ukraine. Sie bilden zusammen mit internationalen, kommerziellen "Militärdienstlern" und den nationalistischen und Neonazi-Verbänden ein undurchsichtiges Geflecht von Hilfstruppen für die reguläre ukrainische Armee. Nun hat die Bild einen Söldner aus Sri Lanka sehr wohlwollend porträtiert, der sich der sogenannten "Internationalen Legion der Verteidigung der Ukraine" angeschlossen hat. Ungewöhnlich an der Geschichte ist, dass Sri Lanka eigentlich gute Beziehungen zu Russland hat – und es sich angeblich um einen früheren Elitesoldaten handeln soll, der über gewisse Insiderkenntnisse aus seiner Zeit beim Militär in Sri Lanka verfügen dürfte – auch über die Zusammenarbeit der Armeen Russlands und Sri Lankas.

Schräge Anklänge

Kein Wort der Einordnung fällt zur Benennung der "Internationalen Legion". Denn mit dieser Bezeichnung nimmt Kiew offenkundig historische Anleihen, wenn auch reichlich verdrehte: Die Bezeichnung erinnert an die "Internationalen Brigaden" während des Spanischen Bürgerkriegs, die auf der Seite der Republik gegen Franco und seine faschistischen Unterstützer aus Deutschland und Italien kämpften. Reichlich verdreht deshalb, weil das in weiten Teilen der Welt positive Ansehen der "Interbrigaden" offensichtlich dafür benutzt werden soll, das nationalistische Image der ukrainischen Einheiten aufzupolieren und die nachweislich faschistischen Spuren mit einem quasi internationalistisch-republikanisch erscheinenden Mäntelchen zu verhüllen.

Der Bild-Artikel setzt, ganz der Blattlinie entsprechend, auf Emotionalisierung ("Sein Gewehr hielt schon drei Kugeln ab") und zeigt den ausländischen Söldner mehrfach, auch mit Gesicht –  unmaskiert und unverpixelt. Wie es in einer Bildunterschrift heißt, kämpfe der Söldner aus Sri Lanka mit dem Pseudonym "Dentist" freiwillig und natürlich nur für hehre Ziele fern der Heimat: nämlich "für die Ukraine, die Demokratie und die zivilisierte Welt". Zum persönlichen Hintergrund des Freiwilligen aus Südasien erfährt der Leser aber sonst nicht viel – trotz der Fotos. "Dentist" sei früher Elitesoldat gewesen und habe in einer Kommandoeinheit gedient.

Hauptsache gegen Russland

Zu seiner Motivation, gegen Russland in den Krieg zu ziehen, wird "Dentist" – siehe oben – mit den lapidaren Worten zitiert: "Unser Ziel ist Demokratie." (Die Bild bevorzugt kurze Sätze.) Weiter folgen die üblichen Anschuldigungen gegen Russland, die hier nicht wiederholt werden müssen. Zwar räumt der Söldner "politische Probleme" in der Ukraine ein, doch konkreter wird er nicht. Stattdessen zitiert die Bild den Söldner mit dem Aufruf, dass "jeder" die Ukraine unterstützen solle. Wer über Erfahrung beim Militär verfüge, solle sich der ukrainischen Fremdenlegion anschließen. Auch Spenden würden benötigt – bezeichnenderweise unter anderem für Winterkleidung.

Ansonsten würzt das Boulevardblatt seinen Frontbericht mit Details aus dem Schützengraben und Anklängen von Landser-Prosa. Als Kostprobe genügen die Zwischenüberschriften: "Im Visier eines russischen Scharfschützen" und "Im Feuergefecht mit den Russen".

Schließlich heißt es nicht ohne Stolz, dass "Dentist" vor einigen Wochen sogar eine Spezialeinheit innerhalb der Fremdenlegion aufgestellt habe. Zu enthüllen, für welche besonderen Aufgaben die ausländischen Söldner gegen Russland eingesetzt werden – dafür reichte der investigative Wille dann doch nicht.

Auch vor dem Hintergrund der Stationierung von US- und NATO-Truppen an den Grenzen zur Ukraine kann gesagt werden: Wenn solche Heldenporträts in der Boulevardpresse abgeliefert werden, kann es nicht gut um die ukrainischen Truppen stehen.

Mehr zum Thema - Ukrainischer Magnat und die Nusra-Front: Billigarbeiter und Söldner im Tausch für westliche Waffen

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