Europa

Britischer Geheimdienst entschuldigt sich für nicht verhinderten Terroranschlag 2017 in Manchester

Der britische Geheimdienst MI5 hätte den Selbstmordanschlag in der Manchester Arena 2017 möglicherweise verhindern können, wenn er aufgrund der ihm vorliegenden Informationen gehandelt hätte. Dies geht zumindest aus einem Bericht einer Untersuchungskommission hervor.
Britischer Geheimdienst entschuldigt sich für nicht verhinderten Terroranschlag 2017 in ManchesterQuelle: Gettyimages.ru © Danny Lawson/PA Images

Ken McCallum, Leiter des britischen Geheimdienstes MI5, hat sich bei den Opfern des Selbstmordattentats in der Manchester Arena 2017 entschuldigt. Er erklärte, es tue ihm "zutiefst leid", dass der britische Geheimdienst es versäumt habe, auf der Grundlage wichtiger Informationen zu handeln, die ihm bereits vorgelegen hatten.

Sechs Jahre nach dem Bombenanschlag hat nun ein dritter und letzter Bericht zu einer Untersuchung des Vorfalls Versäumnisse der britischen Behörde ans Licht gebracht. Der am Donnerstag veröffentlichte Bericht einer unabhängigen Untersuchungskommission ergab, dass der Selbstmordattentäter Salman Abedi der britischen Behörde bereits vor dem Anschlag bekannt gewesen war. McCallum erklärte bei der Präsentation des Untersuchungsberichts: 

"Nach Prüfung aller Beweise ist der Vorsitzende der Untersuchung zu dem Schluss gekommen, dass eine realistische Möglichkeit bestand, verwertbare Informationen zu erlangen, die zur Verhinderung des Anschlags hätten führen können."

Der MI5-Leiter fügte hinzu, dass er die fehlende Reaktion seiner Behörde "zutiefst bedauert".

Die Kommission war in ihrer Untersuchung zum Schluss gekommen, dass der Geheimdienst über Erkenntnisse verfügt habe, die an die britische Antiterrorpolizei hätten weitergegeben werden müssen. Außerdem habe ein Mitarbeiter des MI5 die Dringlichkeit einer gewonnenen Detailinformation und ihre Bedeutung als nationale Sicherheitsgefährdung nicht erkannt. Die Untersuchung ergab demnach, dass zwei Erkenntnisse über Abedi zum damaligen Zeitpunkt als nicht mit dem Terrorismus in Verbindung stehend eingestuft worden waren, sich aber in der Tat "als relevant für Abedis Plan herausstellten".

Der Vorsitzende der Untersuchungskommission, Sir John Saunders, stellte fest: 

"Es wurde eine bedeutende Gelegenheit verpasst, Maßnahmen zu ergreifen, die den Angriff hätten verhindern können."

Saunders betonte zudem, dass "ein normaler Bürger dieser Gesellschaft zutiefst besorgt" über die Reaktion des MI5 gewesen wäre.

Der Chef des Inlandsgeheimdienstes betonte seinerseits, dass der MI5 seit dem Bombenanschlag 2017 "mehr als 100 Verbesserungsmaßnahmen" ergriffen hat, und behauptete, die Behörde arbeite "kontinuierlich" an Verbesserungen und gelobe, "mehr zu tun".

Der 22 Jahre alte islamistische Selbstmordattentäter hatte im Mai 2017 nach einem Konzert der US-Sängerin Ariana Grande in Manchester einen selbst gebauten Sprengsatz gezündet und 22 Menschen mit in den Tod gerissen. Hunderte weitere Menschen waren verletzt worden. Etwa 21.000 Menschen sollen sich zum Zeitpunkt des Anschlags in der Arena befunden haben.

Die Art der Informationen, die der MI5 über Abedi gesammelt hat, bleibt aus Gründen der nationalen Sicherheit geheim. Es wurde als unwahrscheinlich eingeschätzt, dass die erste Information den Plan von Abedi enttarnt hätte. Wäre sie jedoch anders gehandhabt worden, hätte sie – als der zweite Hinweis eintraf – "die allgemeine Wahrscheinlichkeit erhöhen können, dass der Anschlag verhindert worden wäre", heißt es in der Untersuchung.

Die Kommission wirft dem MI5-Beamten vor, der die Daten erhalten hatte, nicht "schnell genug" gehandelt zu haben. Aus dem Bericht geht hervor, dass gegen Abedi nicht aktiv ermittelt worden war, obwohl er während des Bürgerkriegs in Libyen mehrmals mit Verwandten in das nordafrikanische Land gereist war und die Computer des MI5 bereits zuvor auf ihn aufmerksam gemacht hatten.

Während der MI5 zunächst eine Erklärung abgab, in der er behauptete, die Beamten hätten die Informationen übersehen, weil sie geglaubt hatten, die Informationen bezögen sich auf kriminelle Aktivitäten und nicht auf Terrorismus, bestritt Saunders, dass diese Ausrede "ein zutreffendes Bild" wiedergebe. Der Vorsitzende der Untersuchungskommission warf der Behörde vor, sie versuche im Nachhinein zu rechtfertigen, dass sie nicht gehandelt habe. In Wirklichkeit, so Saunders weiter, sei die Ermittlungsabteilung des MI5 im Nordwesten des Landes mit der schieren Anzahl der laufenden Ermittlungen "überfordert", und die Agenten seien besorgt, dass etwas durch die Maschen fallen könnte.

Im März 2020 war der Bruder des Bombenattentäters, Hashem Abedi, wegen 22-fachen Mordes schuldig gesprochen worden. Er soll an den monatelangen Vorbereitungen des Anschlags beteiligt gewesen sein. Er hatte dies jedoch bestritten. Das Gericht hatte ihn zu mindestens 55 Jahren Haft verurteilt.

Mehr zum Thema - Großbritannien: Öffentliche Gelder in Milliardenhöhe veruntreut zur Finanzierung von Al-Qaida

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.