Gesellschaft

Es ist keine Verschwörung, wenn links und rechts zusammenarbeiten

Es liegt an einem einfachen patriotischen Pragmatismus, der Elemente in Deutschlands linksgerichteter Partei Die Linke und der rechtsgerichteten AfD dazu treibt, in Fragen gemeinsamer Interessen enger zusammenzuarbeiten. Dadurch wird ein starkes Signal gesetzt, das bald in ganz Europa nachgeahmt werden könnte.
Es ist keine Verschwörung, wenn links und rechts zusammenarbeitenQuelle: www.globallookpress.com © Lorenzo Filippucci

Eine Analyse von Andrew Korybko

Die Washington Post hat in einem ihrer jüngsten Artikel mehrere Verschwörungstheorien verbreitet, in denen behauptet wurde, dass "der Kreml versucht, eine Antikriegskoalition in Deutschland aufzubauen". Unter Berufung auf eine angebliche "Fundgrube sensibler russischer Dokumente, die größtenteils von Juli bis November datiert sind und von einem europäischen Geheimdienst beschafft wurden", berichtete die Washington Post, dass Elemente innerhalb der linksgerichteten deutschen Partei Die Linke und der rechtsgerichteten AfD aufgrund irgendeiner zwielichtigen Kremlverschwörung neuerdings kooperieren sollen.

Alle genannten Seiten bestreiten diese Anschuldigung, die auf einem ähnlich konspirativen Bericht von Reuters von Anfang Januar aufbaut, in dem behauptet wurde, dass "Pro-Putin-Aktivisten in Deutschland daran arbeiten, Berlin gegen die Ukraine aufzuhetzen". Zusammengenommen können diese beiden Artikel als Teil einer umfassenderen Offensive im Informationskrieg interpretiert werden, die darauf abzielt, den natürlichen Trend politischer Kräfte zu diskreditieren, die ihre Differenzen zu bestimmten Themen pragmatisch beiseitelegen, um an gemeinsamen Problemen zusammenzuarbeiten, wie der Beendigung des Stellvertreterkriegs der NATO gegen Russland in der die Ukraine.

Drei miteinander verbundene Verschwörungstheorien

Diese Entwicklung war erstmals im vergangenen Jahrzehnt beobachtet worden, als drei miteinander verbundene Verschwörungstheorien von jenen "Torwächtern der Wahrheit" erfunden worden waren, die ein eigennütziges Interesse an der Aufrechterhaltung traditioneller politischer Spaltung gehabt hatten. Dabei wurde behauptet, dass alles auf die schelmische Tätigkeit des russischen Philosophen Alexander Dugin zurückzuführen sei, der angeblich die sogenannte "Hufeisentheorie" zur Waffe machte, um das zusammenzubauen, was als "rot-braune Allianz" verrufen wurde.

Dies bildete die Grundlage für unzählige Verschwörungstheorien aufgrund der falschen Behauptung, Dugin sei "Putins Vordenker", womit das Zielpublikum dieser Verschwörungstheorie dazu konditioniert wurde, den wildesten Behauptungen über Dugin und seiner Arbeit Glaubwürdigkeit zu schenken. Das begleitende Konzept hingegen bezieht sich auf die Theorie, dass die äußerste Linke und die äußerste Rechte heimlich auf einer Linie liegen. Was die dritte Theorie dazu betrifft, so werfen die zuvor erwähnten Torhüter diese um sich, um alle Fälle einer Kooperation von links und rechts auf angebliche Einmischung Dugins zurückzuführen und zu diskreditieren.

Unipolarer liberaler Globalismus gegen multipolarem konservativem Souveränismus

In Wirklichkeit hat der globale systemische Übergang die vorherige Polarisierung zwischen links und rechts erschüttert, indem er zwei verschiedene, diametral entgegengesetzte Konzepte hervorgebracht hat: unipolarer liberaler Globalismus und multipolarer konservativer Souveränismus. Diese Analyse erklärt die Unterschiede zwischen beiden Konzepten ausführlicher, sie werden aber zur Bequemlichkeit des Lesers zusammengefasst, da dies für die Entlarvung der von Reuters und der Washington Post verbreiteten Verschwörungstheorien relevant ist.

Unipolare liberale Globalisten glauben an die Theorie der hegemonialen Stabilität – an die Unipolarität –, und sind gegen jegliche Beschränkungen bei soziokulturellen Themen, wie die aggressive Auferlegung der Propaganda aus dem Lager der LGBT+ auf Kinder beweist. Sie tarnt sich als Liberalismus, der alle zwingen will, ihrem gesellschaftlichen Modell zu folgen, worin sich wiederum der Globalismus manifestiert. Im Gegensatz dazu glauben die Anhänger des multipolaren konservativen Souveränismus an die Dezentralisierung der internationalen Beziehungen – an eine Multipolarität – , die Einschränkungen bei den einigen soziokulturellen Themen vorsieht, wie beim oben genannten Beispiel – sprich: Konservatismus – und das Recht jeder Gesellschaft respektiert, ihre eigenen gesellschaftlichen Modelle zu wählen – sprich: Souveränität.

Der wahre Grund für die wachsende Links-rechts-Kooperation in Deutschland

Die echte Linke und Rechte und nicht die Torwächter der unipolaren liberalen Globalisten oder jene, die sich als beides, aber meistens als Linke, tarnen, sind diejenigen, die im Allgemeinen einen multipolaren konservativen Souveränismus begrüßen. Auch wenn sie sich in wirtschaftlichen und soziokulturellen Fragen unterscheiden, sind sie sich einig in der Ablehnung von Unipolarität und Globalismus, da diese beiden Konzepte eine existenzielle Bedrohung für ihre jeweiligen ideologischen Interessen darstellen. Dementsprechend kooperieren sie zunehmend bei gemeinsamen multipolaren Interessen, wie zum Beispiel der schnellstmöglichen Beendigung des Stellvertreterkriegs der NATO gegen Russland in der Ukraine.

Dies erklärt den neuesten Trend in Deutschland, den Reuters und die Washington Post durch ihre stillschweigende Bewaffnung dieser drei zuvor beschriebenen miteinander verbundenen Verschwörungstheorien zu diskreditieren versuchen. Beide dieser US-geführten westlichen Mainstream-Medien vertreten durch und durch den unipolaren liberalen Globalismus, weshalb sie eine Kampagne im Informationskrieg gegen die Übernahme des multipolaren konservativen Souveränismus durch die Deutschen führen. Zumal dessen aufkommende Manifestation dort weitreichende strategische Konsequenzen haben könnte, wenn dieser sich dort voll ausreifen würde.

Ein Wahlerfolg einer Bewegung des multipolaren konservativen Souveränismus in Deutschland könnte dazu führen, dass das Land seine Außenpolitik in einer strategisch viel autonomeren Richtung neu ausrichten müsste, in der Art, wie es der französische Präsident Emmanuel Macron regelmäßig vorschlägt und über die er zuletzt nach seinem letzten Besuch in China erneut sprach. Die Folge davon, sollte die de facto führende Nation der EU sich in diese Richtung bewegen, wäre, dass die US-Hegemonie über Europa immens geschwächt würde, wenn Deutschland endlich anfangen würde, seine eigenen Interessen und die des Kontinents über jene der USA zu stellen.

Aus dem Englischen.

Andrew Korybko ist ein in Moskau ansässiger amerikanischer Politologe, der sich spezialisiert hat auf die US-Strategie in Afrika und Eurasien sowie auf Chinas Belt & Road-Initiative, Russlands geopolitischen Balanceakt und hybride Kriegsführung.

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