Deutschland

Lindner-Berater warnt vor Rezession: Bisherige konjunkturelle Rückschläge waren erst der Anfang

Der Präsident des Walter-Eucken-Instituts, Lars Feld, spricht Klartext über die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland: "So richtig hart wird es jetzt erst", meint der Chef-Berater des Bundesfinanzministers Christian Lindner (FDP) – und er schließt zweistellige Inflationsraten nicht mehr aus.
Lindner-Berater warnt vor Rezession: Bisherige konjunkturelle Rückschläge waren erst der AnfangQuelle: www.globallookpress.com © IMAGO/Thomas Koehler

Kommt die Wirtschaftskrise jetzt erst richtig in Schwung? Nach der Einschätzung von Prof. Dr. Lars Peter Feld, dem Chefberater des Bundesfinanzministers Christian Lindner (FDP), gegenüber dem Handelsblatt, lautet die Antwort eindeutig:

"So richtig hart wird es jetzt erst"

Die schlechte Lage der deutschen Wirtschaft seit April bedeute laut Feld nichts Gutes, denn er betont:

"Deutschland befindet sich in höchst unsicherem Fahrwasser. [...] Die konjunkturellen Rückschläge im ersten Halbjahr 2022 waren nur der Anfang."

Eine unmittelbare Rezession sei sehr realistisch, meint Feld, der auch Präsident des prestigeträchtigen Walter Eucken Instituts e. V. nahe der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau ist. Besonders die "Energiekrise", welche durch die antirussischen Sanktionen massiv befeuert wurde, trage dazu bei. Bei einem dauerhaften Gaslieferstopp von russischem Gas wäre eine Rezession "unausweichlich". Auf die Frage, wie Deutschland im Vergleich zur "Finanzkrise 2008/2009 und der Coronakrise 2020" dastünde, erwidert der 55-Jährige:

"Die Einbrüche in den Zahlen mögen damals extremer gewesen sein. Aber die Lage jetzt kann durchaus problematischer sein. In den vorherigen Krisen gab es einen externen Schock, auf den man gezielt reagieren konnte. Es war dann rasch erkennbar: Irgendwann ist es vorbei. Jetzt sind wir in einer Situation, in der der Schock auf unbestimmte Zeit andauert und immer neue Folgen mit sich bringt, die sich dann gegenseitig verstärken. [...] Aus dem Ukrainekrieg ist die Energiekrise entstanden. Diese trifft auf die Folgen der Coronapandemie. Das treibt die Preise weiter, verstärkt bei Gas und Öl. Preiserhöhungen sind nun in der ganzen Breite der Güter und Dienstleistungen zu sehen. Die hohen Preise sorgen dafür, dass Unternehmen ihre Produktion teilweise herunterfahren und abwarten. Das wiederum verstärkt den Auftragsstau, sodass die pandemiebedingten Lieferkettenprobleme durch den Krieg noch verstärkt werden."

Daher fordert Feld beispielsweise das Weiterbetreiben der drei noch verbliebenen Kernkraftwerke in Deutschland nicht nur über das Jahr 2022 hinaus, sondern für noch "mindestens fünf Jahre". Gleichzeitig will er, dass die Bundesregierung die Verbraucher zum Gassparen drängt. So soll auf andere Energieträger umgestiegen werden, und es müsse nicht "jeder Durchgangsraum" beheizt werden. Auf die Frage, wie die einfachen Bürger das finanziell stemmen sollen, meint Feld:

" Es braucht natürlich Entlastungen, insbesondere für einkommensschwache Haushalte. An Transfers für die Empfänger von Grundsicherung, Arbeitslosengeld II und Wohngeld führt kein Weg vorbei."

Die anstehende Steuerreform könne man durchaus so gestalten, "dass vor allem untere und mittlere Einkommen relativ besser gestellt werden". Wichtig sei auch die kalte Progression einzudämmen. Dennoch schließt Feld auch weitere Preissteigerungen nicht aus:

"Die Prognosen sagen zwar, der Hochpunkt könnte schon erreicht sein. Ich wäre aber vorsichtiger. Gerade in Phasen hoher Inflation funktioniert folgende Daumenregel recht gut: Die Erzeugerpreise kommen verzögert zu einem Drittel in den Verbraucherpreisen, also der Inflationsrate, an. Die Erzeugerpreise sind immer noch auf einem sehr hohen Niveau. In den vergangenen vier Monaten sind sie um jeweils mehr als 30 Prozent gewachsen. Einiges spricht also dafür, dass sogar zweistellige Inflationsraten möglich werden."

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