Deutschland

Großstreik legt Deutschland lahm: Arbeitsniederlegungen im Verkehrssektor treffen Pendler hart

Deutschland liegt lahm: Am frühen Montagmorgen ist der bundesweite Streik im Verkehrsbereich angelaufen. Die Gewerkschaften Verdi und EVG wollen damit Druck auf die Arbeitgeber in den laufenden Tarifverhandlungen machen.
Großstreik legt Deutschland lahm: Arbeitsniederlegungen im Verkehrssektor treffen Pendler hartQuelle: www.globallookpress.com © IMAGO/Wolfgang Maria Weber

Am Montagmorgen hat der von der Gewerkschaft Verdi und der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) organisierte deutschlandweite Großstreik im Verkehrssektor begonnen. Millionen Arbeitnehmer, Schüler sowie Reisende müssen auf Bus und Bahn verzichten. Auch der Flugverkehr wird durch den Megastreik beeinträchtigt. So mussten am Flughafen Hamburg alle 147 für Montag geplante Abflüge gestrichen werden, von 152 geplanten Landungen waren am Morgen bereits 88 abgesagt. Ähnlich sieht es an Deutschlands zweitgrößtem Flughafen in München aus, wo insgesamt rund 1.500 Verbindungen gestrichen wurden.

Auch am Frankfurter Flughafen wird es nach Angaben der Betreibergesellschaft Fraport heute keinen regulären Passagierverkehr geben: "Alle Aufgaben, die einen vollumfänglichen Flugbetrieb ermöglichen", seien aufgrund des Warnstreiks ausgesetzt, teilte Fraport bereits auf Twitter mit. "Fraport bittet Passagiere daher dringend, von einer Anreise zum Flughafen abzusehen."

Noch drastischer trifft es Reisende, die mit Bahn fahren wollten. Allein im Bahnsektor hatten sich laut der EVG bis zum frühen Montagmorgen bereits mehr als 30.000 Beschäftigte an 350 Standorten am  Warnstreik beteiligt. "Die Streikbereitschaft ist sehr hoch, die Wut der Beschäftigten von den Arbeitgebern hingehalten zu werden, riesig", sagte EVG-Tarifvorstand Kristian Loroch am Montagmorgen gegenüber Reportern. "Wir streiken heute, weil uns in den Tarifverhandlungen trotz der für viele Beschäftigten angespannten finanziellen Situation nichts vorgelegt wurde, über das wir ernsthaft verhandeln könnten."

Mit dem 24-stündigen Arbeitskampf will die Gewerkschaft den Druck auf die Arbeitgeber in den Tarifverhandlungen erhöhen. Angesichts des Streiks hatte die Deutsche Bahn (DB) zuvor bereits angekündigt, den Fernverkehr am Montag komplett einzustellen. Daneben steht heute zudem der Regional- und S-Bahnverkehr von DB Regio in den Bundesländern, Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen still. Ob im Laufe des Montagnachmittags im Regionalverkehr einzelne Verbindungen aufgenommen werden können, hänge vom Streikverlauf ab, teilte die Bahn mit. Lediglich in Berlin ist weiterhin nicht mit Behinderungen im öffentlichen Nahverkehr zu rechnen. Nach Angaben der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) sollen Busse, Straßenbahnen sowie U-Bahnen auch am Montag normal fahren.

Der ADAC befürchtet zudem, dass der Mega-Streik chaotische Zustände im Straßenverkehr zur Folge haben könnte. Wenn der öffentliche Personennahverkehr lahmliegt, könne es auch auf den Straßen kritisch werden, mahnte der Automobilclub. Besonders in den Innenstädten müsse daher vermehrt mit Staus gerechnet werden. "Meiner Meinung nach wird es heute Chaos geben", erklärte ein Taxifahrer aus Stuttgart in der ARD-Sendung "Morgenmagazin". Trotz vieler Bestellungen von Kunden könne er nicht alle Fahrten durchführen, weil er nur sehr schwer durch den morgendlichen Berufsverkehr komme. Taxizentralen haben für heute demnach aufgestockt. Um notorische Staustellen wie den Stuttgarter Bahnhof sollten Berufspendler demnach deutlich mehr Zeit einplanen, wenn sie mit Auto oder Taxi zur Arbeit wollen.

Arbeitnehmer, die kein Auto haben oder keine Fahrgemeinschaft bilden können, müssen somit mit erheblichen Behinderungen auf ihrem Weg zur Arbeit rechnen. Die Präsidentin der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), Karin Welge, hat den Streik daher scharf kritisiert. "Wir haben uns im vergangenen Jahr schon darauf verständigt, in drei Verhandlungsrunden zueinander zu kommen. Und deswegen erstaunt diese Massivität der Streiks vor der dritten Verhandlungsrunde schon deutlich", sagte sie am Montag im Radiosender Bayern 2 zu den Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst. Laut Welge sei es an der Zeit, sich an einen Tisch zusammenzusetzen, sich in die Augen zu schauen und in der gemeinsamen Verantwortung ein Ergebnis zu erzielen.

"Am Ende des Tages sind wir schon auch verpflichtet, zur Sicherung des öffentlichen Dienstes, einer starken Demokratie und eines gesunden Leistungsangebots für unsere Bürger, uns zusammenzuraufen."

Und auch der Fahrgastverband Pro Bahn zeigte sich mit der Umsetzung der Arbeitsniederlegung unzufrieden. Mit Blick auf die weithin in der Luft hängenden Pendler forderte er die Gewerkschaften sowie die Deutsche Bahn dazu auf, für die Zukunft Streikfahrpläne zu erarbeiten. "Streiks im Verkehrsbereich treffen nicht nur die Arbeitgeber, sondern auch die Fahrgäste", kritisierte der Pro-Bahn-Ehrenvorsitzende Karl-Peter Naumann in einem am Montag veröffentlichten Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Tarifpartner müssten unbedingt Streikfahrpläne ausarbeiten, damit der Verkehr bei möglichen zukünftigen Streiks zumindest in reduzierter Form gewährleistet werden könne.

"Dann könnte man sich beispielsweise darauf einigen, dass der Fernverkehr alle drei Stunden fährt und der Nahverkehr jede Stunde. So ließe sich gewährleisten, dass Arbeitnehmer auch zur Arbeit kommen."

Wie auch Welge forderte Naumann eine rasche Einigung der Tarifpartner. "Wir erwarten von den Gewerkschaften und Arbeitgebern, dass sie sich schnell zusammensetzen und ein auskömmliches Ergebnis erzielen. So seien in einzelnen Nahverkehrsbetrieben, etwa bei der Hamburger Hochbahn, bereits Einigungen erzielt worden. "Daran sollten sich die Tarifpartner ein Beispiel nehmen." Die EVG befindet sich in Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn und rund 50 weiteren Unternehmen. Sie fordert bei einer Laufzeit von einem Jahr Lohnerhöhungen von insgesamt zwölf Prozent, mindestens aber 650 Euro als "soziale Komponente". Verdi fordert für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst insgesamt 10,5 Prozent und monatlich mindestens 500 Euro mehr Gehalt.

Mehr zum Thema - Streiks im öffentlichen Dienst: "Wir lassen uns nicht länger für dumm verkaufen"

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.