Deutschland

"Schützt die Demokratie" – MDR-Redakteur fordert Boykott des Landkreises Sonneberg

Die Landratswahl im thüringischen Sonneberg schlägt weiter Wellen. Ein MDR-Journalist hat gefordert, den Landkreis auf allen Ebenen zu boykottieren. Es gelte, die Demokratie zu schützen. Auf viel Zustimmung stieß der Hamburger mit seiner Forderung nicht.
"Schützt die Demokratie" – MDR-Redakteur fordert Boykott des Landkreises SonnebergQuelle: www.globallookpress.com © Michael Reichel/dpa

Nach dem Erfolg des AfD-Kandidaten bei der Landratswahl im thüringischen Sonneberg am Sonntag hat ein leitender Redakteur des Mitteldeutschen Rundfunks zu einem Boykott des Landkreises aufgerufen. Michael Voß, laut seinem Internetauftritt Chef vom Dienst (CvD) und Redakteur vom Dienst (RvD) beim Nachrichtenradio MDR Aktuell, schrieb am Sonntagabend auf Twitter:

"Das ist der Landkreis Sonneberg. Seine Bewohner haben heute in einer freien, demokratischen Stichwahl einen Politiker der vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuften Thüringer AfD zum Landrat gewählt.

Macht mit: Schützt die Demokratie und boykottiert den Landkreis Sonneberg im Tourismus, in der Wirtschaft und auf allen Ebenen. Es darf später nicht wieder heißen, man habe es nicht gewusst."

Voß, laut seiner Vita "überzeugter Hamburger, der in Leipzig lebt", kam bereits 1991 in den Osten und wird seitdem von Rundfunkbeiträgen bezahlt, die jeder Haushalt im Land entrichten muss. Der MDR-Journalist betonte in mehreren Kommentaren, nur seine private Meinung geäußert zu haben, sein Arbeitgeber habe nichts mit seinen Tweets zu tun. Trotzdem erhielt er so viel Kritik, dass er am Mittwochmorgen die Kommentarfunktion schloss. Dazu schrieb er:

"Transparenzhinweis: Ich habe die Kommentarfunktion geschlossen, da es hier von den Freunden der AfD einen gewaltigen Bedarf gab, Hass gegen meine Person loszuwerden."

Moderate Kritik verbunden mit einem schrägen Russland-Vergleich kam zuvor von einem MDR-Kollegen in führender Position:

"Lieber Michael, wir arbeiten ja beim selben Sender und ich teile deinen Vorschlag nicht. Sonneberg ist nicht Russland und ein demokratisch gewählter Landrat nicht Putin. Ich habe ein anderes Demokratieverständnis."

Darauf antwortete Voß mit einem direkten Vergleich zu 1933:

"Genau, Sonneberg ist nicht Russland, sondern liegt in Deutschland. Deshalb haben wir eine besondere Verantwortung, weil wir es zwei Generationen zuvor schon verpasst haben, den Aufstieg einer rechtsextremen Partei zu stoppen."

Andere Kritiker waren weniger zurückhaltend als der MDR-Kollege und griffen zum Teil selbst zu Nazivergleichen. Einer meinte:

"DAS hier ist echt widerlich! Nicht die sich sorgende Bevölkerung von Sonneberg. Ihnen scheint nicht bewusst zu sein, wie nah sie hier an "Kauft nicht bei Juden" mit ihrer Forderung sind … Für den MDR sind SIE eine Fehlbesetzung."

Eine Nutzerin meinte:

"Hm?! Leider erkennen wir keine "Demokratiefähigkeit" bei den Altparteien. Berichtet endlich wieder sachlich. CoronaHitzeWärmepumpenAlarm."

Mehrere Kommentatoren schlugen vor, dem Landkreis Sonneberg die Rundfunkgebühr zu erlassen. Mehrere kündigten an, ihren Urlaub in Sonneberg verbringen zu wollen. Ein Nutzer postete ein Foto eines Tweets des Hamburger MDR-Mannes aus dem Dezember 2021, in dem dieser seine Ablehnung von sogenannten "Impfgegnern" zum Ausdruck brachte.

Voß selbst resümierte die Debatte am Mittwoch so:

"Der Hass, der mir hier entgegenschlägt, zeigt, was wir in Deutschland zu erwarten haben, wenn die AfD wirklich wichtige Positionen übernimmt."

Voß' ursprünglicher Tweet mit dem Boykottaufruf wurde – Stand Mittwochmittag – knapp 264.000 Mal aufgerufen und erhielt dabei nur 111 Likes.

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