Stuttgart und der "Angriff auf die Pressefreiheit"
von Jens Zimmer
Als ich am 20. März von einer Demonstration in Kassel berichtet habe, erreichte mich eine besorgte Anfrage aus der Redaktion: "Was ist da los bei euch?"
Die Tagesschau berichtete zu diesem Zeitpunkt von einer massiven Auseinandersetzung. Wir befanden uns offenbar "mittendrin", auch wenn wir nichts dergleichen beobachtet hatten. Sicherlich gab es hier und da vereinzelt Rempeleien, insgesamt aber war es ein wirklich friedlicher Tag. Nichts deutete auf Gewalt oder Unruhe hin. Die Tagesschau bleibt den Beweis für die berichtete "massive Auseinandersetzung" übrigens bis zum heutigen Tage schuldig.
Mediale Diskrepanzen dieser Art sind leider keine Ausnahmen mehr. Insbesondere wer sich auf Demonstrationen der sogenannten "Querdenker" begibt, wird die spätere Berichterstattung häufig nicht mit den eigenen Erfahrungen in Einklang bringen können. Sei es bezüglich der Anzahl der Demonstrationsteilnehmer, der Zusammensetzung der Demonstranten oder bezüglich der Gewalt, die es dort angeblich gegeben hat.
Den Journalisten "Lügen" vorzuwerfen, wäre jedoch zu einfach. Tatsächlich stützen sich die Berichte stets auf einen wahren Kern. Ob dieser wahre Kern aber auch tatsächlich die Natur der Ereignisse insgesamt repräsentiert, das sei einmal dahingestellt. Wer Randerscheinungen weit über Proportion in den Fokus rückt, mag vielleicht kein "Lügner" sein. Mit der "Wahrheit" haben solche Berichte dennoch nur sehr wenig zu tun.
Am vergangenen Wochenende demonstrierten die "Querdenker" in Stuttgart. Glaubt man den Medien, so hat es dort vor allem Übergriffe auf Journalisten gegeben. Schon aus eigener Erfahrung zweifle ich nicht eine Sekunde daran, dass solche Zwischenfälle tatsächlich stattgefunden haben. Aber sind sie wirklich repräsentativ für das, was am vergangenen Samstag in Stuttgart geschah?
Bedienen wir uns doch der "Statistik". Also jener mathematischen Logik, mittels derer Politik und Medien der Bevölkerung für gewöhnlich eine Kröte nach der anderen in den Hals schieben.
Gemessen an der Anzahl der Demonstranten handelt es sich bei den erwähnten Übergriffen um absolute "Ausnahmen". Gemessen an der Anzahl der Medien handelt es sich bei den Verzerrungen und überzogenen Darstellungen hingegen eher um die "Regel".
Setzt man die tendenziöse Berichterstattung zu den wenigen Übergriffen auf Journalisten ins Verhältnis, so hat es rein statistisch gesehen eigentlich gar keine Übergriffe gegeben. Wenn Sie das unlogisch finden, sollten Sie nie wieder eine Zeitung aufschlagen oder den Fernseher einschalten.
Auch Magazine sollten Sie meiden. "Das sind Angriffe auf die Pressefreiheit", titelt der Spiegel zu Stuttgart und hat mit dieser Feststellung prinzipiell erst einmal recht. Doch da gibt einen klitzekleinen Haken. Denn was der Spiegel so alles unter "Pressefreiheit" versteht, erkennt man sehr gut an diesem Video aus Kassel.
Mit "Journalismus" hat das nicht das Geringste zu tun. Der Spiegel hetzt und agitiert! Die Botschaft: "Querdenker sind Spinner und Vollidioten!"
Häme, Gift und Galle unter dem Schutz der Pressefreiheit. Wenn Pressevertreter auf einer Querdenker-Demonstration angegriffen werden, dann auch dank eines solchen "Journalismus".
Übergriffe sind bei Demonstrationen übrigens nichts Ungewöhnliches. Immer wieder kommt es zu Zwischenfällen, auch gegenüber Journalisten. Dass diese Zwischenfälle nicht immer das gleiche Medienecho hervorrufen, sollte unbedingt zu denken geben. Nicht der Übergriff selbst, sondern die jeweiligen Vorzeichen des Übergriffes bestimmen den Grad der Empörung. Maßgeblich ist, "wer" einen Journalisten angreift und "welche Art" Journalist angegriffen wird. Hier gibt es offenbar Ausnahmen und besonders schützenswerte Konstellationen. Journalist ist nicht gleich Journalist, Gewalt nicht gleich Gewalt, so wie Demonstrant nicht gleich Demonstrant ist.
Und ja, in Stuttgart ist man auch mir sehr unfreundlich begegnet, einmal sogar sehr aggressiv. Mein Presseausweis und die für mich verpflichtende Mund-Nasen-Bedeckung weisen mich als Journalisten aus. Einige der anwesenden Demonstranten verwechseln mich darum mit Leuten, von denen sie durch den Kakao gezogen und lächerlich gemacht werden. Ich könnte ja zum Beispiel vom Spiegel sein.
Ihre Reaktion ist dennoch falsch, aber sie ist "provoziert". Ich versuche dann auch gar nicht erst, irgendein "Missverständnis" aufzuklären, sondern bemühe mich, meine Arbeit zu tun. Und das, ohne mich zu empören oder ob angekratzter Ehre wie wild um mich zu schlagen.
Eines sollte trotzdem absolut klar sein: Jeder Angriff auf jeden Journalisten ist inakzeptabel und selbstverständlich ein Angriff auf die Pressefreiheit! Das gilt für Querdenker, Antifa und überhaupt alle, die ihrem Unmut auf der Straße Luft machen.
Etwas anderes sollte allerdings auch klar sein: Jede bewusste Falschmeldung, jeder Spin, jedes Hetzvideo im Stile des Spiegel ist ebenfalls ein Angriff auf die Pressefreiheit! An sie sind nämlich auch "Pflichten" gebunden und diese Pflichten werden ganz besonders im Umgang mit den Querdenkern immer wieder verletzt.
Besonders negativ fallen dabei jene auf, die nun im Chor aufheulen und geifernd in die Tasten hauen. Wer Wind sät, hat in diesem Falle zwar nur ein laues Lüftchen geerntet. Doch das Geschrei könnte nicht größer sein, hinge man sie lebendig an Fleischerhaken auf. Wegen solcher Journalisten stehen uns noch unruhige Zeiten ins Haus.
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