Meinung

Es scheint, dass der Westen keinen Frieden in der Ukraine will

Anstatt einen Waffenstillstand anzustreben, tun die USA und ihre Verbündeten alles, um den Ukraine-Konflikt in einen Stellvertreterkrieg gegen Russland zu verwandeln.
Es scheint, dass der Westen keinen Frieden in der Ukraine willQuelle: www.globallookpress.com © imago stock&people

Eine politische Analyse von Timur Fomenko

Am vergangenen Donnerstag bestätigte das russische Verteidigungsministerium, dass das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte, die Moskwa, gesunken ist, nachdem an Bord ein Brand aus bisher ungeklärter Ursache ausgebrochen war. Inmitten einer Sintflut ukrainischer Propaganda, in der Kiew umgehend behauptete, das Boot mit einer Neptun-Rakete versenkt zu haben, gibt es bisher keine unabhängige oder gesicherte Bestätigungen dessen, was tatsächlich passiert ist.

Fast zeitgleich bestätigten die Vereinigten Staaten, ein neues militärisches "Hilfspaket" in Höhe von 800 Millionen US-Dollar für Kiew bereitzustellen, einschließlich "schwerer Waffen", nachdem der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell kurz zuvor eine Zusage der EU an Kiew bekräftigt hatte, man werde "auf dem Schlachtfeld gewinnen". Während sich Moskau auf eine neue Offensive zur Sicherung der Donbass-Region vorbereitet, sollte mittlerweile jedem klar sein, dass die Westmächte nicht versuchen, diesen Konflikt zu lösen oder gar einen Waffenstillstand anzustreben, sondern ihn eskalieren lassen und in einen vollwertigen Stellvertreterkrieg gegen Russland verwandeln wollen.

Abgesehen von den Invasionen, den Bombardierungen, den inszenierten Regierungsumstürzen, die von den USA zahlreichen Ländern auf der ganzen Welt aufgezwungen wurden, ist eine der bevorzugten Methoden der USA, ihren Gegnern in Stellvertreterkriegen entgegenzutreten. Das heißt, den Krieg eines Staates, den man unterstützt, gegen den eigenen einen Rivalen antreten zu lassen, ohne sich direkt militärisch zu engagieren.

Die Geschichte des Kalten Krieges ist durchzogen mit Beispielen dafür. Die Unterstützung der Mudschahedin gegen die Sowjets in Afghanistan, die Unterstützung von Saddam Hussein gegen Iran im Iran-Irak-Krieg oder, um auf ein aktuelleres Beispiel hinzuweisen, der Versuch – wenn er auch gescheitert ist –, den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad mithilfe islamistischer "Rebellen" zu stürzen. Stellvertreterkriege ermöglichen es den USA, die eigenen Verluste zu minimieren, indem man jemand anderen für seine geostrategischen Ziele sterben lässt, indem man rivalisierende Staaten politisch destabilisiert und gleichzeitig, mit einem stetigen Fluss von Waffenlieferungen, die finanziellen Gewinne für den militärisch-industriellen Komplex maximiert.

Nachdem die USA den ersten Monat des Russland-Ukraine-Konflikts damit verbracht hatten, Russland zum Rückzug aufzufordern, wird nun immer deutlicher, dass die USA und ihre Verbündeten ihren Kurs geändert haben und darauf aus sind, den Konflikt in die Länge zu ziehen, um Moskau so viel Schaden wie möglich zuzufügen, insbesondere durch die Intensivierung der Waffenlieferungen und die Bereitstellung von Ausbildung und Aufklärung für die ukrainische Armee. Obwohl es natürlich Moskau gewesen war, das die Entscheidung getroffen hatte, den Konflikt überhaupt erst zu beginnen, war immer offensichtlich, dass die USA die Situation absolutistisch betrachteten.

Washington lehnte jede Art von Kompromiss zwischen Russland und der Ukraine ab, der möglicherweise dazu beigetragen hätte, die aktuellen militärischen Feindseligkeiten zu vermeiden, was in der Folge das Selbstvertrauen von Wladimir Selenskij in seiner Ablehnung von Verhandlungen mit Russland bestärkte. Und jetzt hat sich die altbekannte Situation angebahnt. Washington will nicht, dass der Krieg in einer schnellen Entscheidung endet, bei der die Ukraine Russland Zugeständnisse macht, weil das ideale Ergebnis darin besteht, sicherzustellen, dass Moskau so viel Schaden wie möglich erleidet. Das wiederum bedeutet, dass ein Krieg mit nach oben offener Eskalation in Wahrheit im Interesse der USA ist.

Dafür gibt es mehrere Gründe. Zunächst scheint der taktische Rückzug Russlands aus dem Norden der Ukraine und die Fokussierung auf den Donbass dem Westen die Zuversicht verliehen zu haben, dass es ihm gelingen könnte, Russlands Kernziele der militärischen Sonderoperation zu unterminieren. Zweitens verschaffen die Verschärfung des Konflikts und die militärische Eskalation dem Westen den benötigten politischen Spielraum, um weitere Sanktionen gegen Moskau zu verhängen, und ermöglichen es den USA, ihren europäischen Verbündeten mehr "Zusammenschluss" aufzuzwingen.

Washington preiste auch ein, dass der breitere Kontext dieses Konflikts es den USA ermöglichen wird, stärker auf eine Isolation Chinas zu drängen und andere Staaten dazu zu zwingen, Partei zu ergreifen und Militärallianzen auszuweiten. Erst kürzlich wurde berichtet, dass die USA anstreben, Japan in die AUKUS-Allianz einzubinden, um die militärische Eindämmung Chinas auszuweiten. In ihren jüngsten Äußerungen forderte US-Finanzministerin Janet Yellen Peking auf, sich der russischen Offensive in der Ukraine zu widersetzen oder zu riskieren, auf der Welt "an Ansehen zu verlieren". Mit anderen Worten, je länger die USA dieses Spiel in die Länge ziehen können, desto mehr geopolitische Ergebnisse können sie zu ihren Gunsten erzielen.

Dieses Eskalationsszenario gegenüber Russland droht die Ukraine-Krise jedoch in einen neuen "Großen Vaterländischen Krieg" zu verwandeln – also in einen Konflikt, in dem das Überleben der Nation selbst auf dem Spiel steht. Warum? Die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten machten nie einen Hehl daraus, dass sie sich wünschen, dass der Konflikt in der Ukraine für Russland mit einem Scheitern endet. Einige Vertreter westlicher Regierungen wünschen sich offen nichts mehr, als dass ein militärisches Versagen den Sturz von Präsident Wladimir Putin und der aktuellen russischen Regierung herbeiführen wird – auch, wenn der einzige deutliche Aufruf zum einem Regimewechsel in Russland als angeblicher Versprecher von US-Präsident Joe Biden umgedeutet wurde. All dies bestätigt den lang gehegten Verdacht des Kremls bezüglich der wahren Absichten des Westens gegenüber Russland und die Ziele hinter der Osterweiterung der NATO.

Zusammenfassend kann man sagen, dass wir uns jetzt in ein sehr gefährliches Fahrwasser begeben. Die USA und ihre Verbündeten hätten nicht deutlicher machen können, dass sie nie Frieden oder Kompromisse anstrebten und dass sie die Situation in der Ukraine eskalieren lassen wollen, um ihre geopolitische Hegemonie auf der Welt zu behaupten, sei es gegen Russland, Indien oder China. Für die Russen wird dies zu einem immer stärker werdenden Kampf gegen das westliche Bestreben, ihr Land zu bezwingen, es zu beherrschen und zu unterwerfen, mit der Ukraine als Bauernopfer.

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