Meinung

Maskenpflicht nach Lust und Laune – Zumindest für die Mächtigen im Land

Was für ein entspannter Regierungsflug nach Kanada das war. Konzentriert wirkten alle, einige auch erschöpft, aber immerhin ohne Maske. Ein Hauch von Eigenständigkeit und Evidenz erfüllte das Fluggerät. Bis die Sache bekannt wurde und die Diskussionen begannen.
Maskenpflicht nach Lust und Laune – Zumindest für die Mächtigen im LandQuelle: Gettyimages.ru © picture alliance / Kontributor

Von Tom J. Wellbrock

Als Kanzler Olaf Scholz (SPD) seinen nächsten Flug antrat, diesmal nach Prag, tat er das mit Maske. Laut war zuvor ein "Was für eine Ungerechtigkeit!" durch Deutschlands Blätterwald gerauscht, weil offenbar die politische und mediale Elite Sonderrechte in Anspruch genommen hatte, die für das Fußvolk nicht gelten. So fügte sich Scholz und setzte den Lappen auf.

Und da geht er hin, der Hauch von Evidenz. Zunächst hatten sich Politik und Medien gegen die Kritik zur Wehr gesetzt, sie hätten Masken tragen müssen. Nein, konterten sie, ein aktueller PCR-Test sei die Vorgabe für Regierungsflüge gewesen, man sei sich also keiner Schuld bewusst. Doch dann legte man sich ins Zeug und ruderte kräftig zurück. Und heraus kam – Überraschung! – die Maskenpflicht. Bei Fotos aus einem Flieger müssen wir also jetzt auf das selbstgerechte Grinsen des Kanzlers verzichten, es wird durch die Maske verborgen.

Maskenpflicht nach Lust und Laune

Der Corona-Herbst steht vor der Tür. Nur die Evidenz hat er nicht mitgebracht. Wozu auch? Wir haben mit Karl Lauterbach (SPD) einen Gesundheitsminister, der für den Laien und aus der Distanz betrachtet oft so wirkt, als kämpfe er mit eigenen psychischen Herausforderungen. Einen Gesundheitsminister, der morgens nicht zu wissen scheint, was er am Abend verkündet. 

Bisher hatte es eine festgelegte Reihenfolge gegeben, die grundsätzlich nicht mit dem gesunden Menschenverstand kollidiert war: Die Maskenpflicht war den entsprechenden Infektionszahlen gefolgt. Allein das ist zwar schon gewagt, weil bekanntermaßen eine Infektion nicht mit einer Erkrankung gleichzusetzen ist. Aber immerhin, es hatte so etwas wie eine Basis gegeben, auf der über Maskenpflicht oder Maskenfreiheit entschieden worden war.

Das ist jetzt anders. Justizminister Marco Buschmann (FDP) und Lauterbach haben für den Herbst eine umfangreiche Maskenpflicht angekündigt. Sei es in Fernzügen und Flugzeugen, in geschlossenen Räumen (je nachdem, wie die Laune der Länderregierungschefs gerade ist), sei es die Verpflichtung für Kinder, FFP2-Masken zu tragen. All das gilt ab 1. Oktober 2022.

So weit, so merkwürdig. Denn naturgemäß wissen wir heute nicht, wie die Infektionszahlen, die Inzidenz, der R-Wert und das Bauchgefühl von Lauterbach aussehen werden. Die jetzt beschlossenen Maßnahmen entbehren also jeder wissenschaftlichen Grundlage.

Und das ist auch das Problem an den Flügen von Scholz und seinen besten Freunden. Während auf Flug 1 die Maskenpflicht ignoriert wird, gilt sie auf Flug 2 konsequent. Man fragt sich, wo die Unterschiede zwischen beiden Flügen liegen, sieht man einmal vom angesteuerten Zielort und ein paar anderen Kleinigkeiten ab. Die Infektionslage, das kann man jedoch mit Sicherheit sagen, spielt bei dieser Farce keine Rolle.

Tschüss, Demonstrationen ohne Maske!

Dass im Freien die Ansteckungsgefahr faktisch nicht vorhanden ist, sollte inzwischen auch dem Letzten klargeworden sein. Das gilt aber auch für die Gruppe der Kinder, und die werden bekanntlich ebenfalls nicht von der Maskenpflicht verschont. Und noch einmal: All das wurde völlig losgelöst von Inzidenzen oder anderen Kennzahlen beschlossen. Weil man es kann, gewissermaßen.

Das Tragen der Maske an der frischen Luft ist an bestimmte Voraussetzungen geknüpft. Wenn etwa bei Veranstaltungen der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann (oder vielleicht unter Umständen möglicherweise eventuell womöglich theoretisch nicht eingehalten werden kann), darf eine Maskenpflicht angeordnet werden.

Man kann darauf wetten, dass solche Veranstaltungen auch Demonstrationen sein dürften. Und die stehen gemeinsam mit der "Herbstwelle" und dem "Energiepreis-Tsunami" ebenfalls vor der Tür. Politik und Medien trommeln ja schon seit Wochen gegen "Volksaufstände", die von "Staatsfeinden" organisiert werden könnten. Um solch lästige Versammlungen zu unterbinden, bietet sich eine Maskenpflicht geradezu an. Und selbst wenn die Demo dann trotzdem stattfindet, lassen sich immer Leute … pardon: "Staatsfeinde" finden, die sich ohne Maske frei bewegen wollen. Das gefährdet natürlich die ganze Demo, denn Vorschrift ist Vorschrift, da kann man nichts machen.

Die Maskenpflicht aus der Froschperspektive

Für uns, die wir in Anbetracht der Machtverteilung das ganze Geschehen nur aus der Froschperspektive betrachten können, stellt sich eine Situation dar, die absurder kaum sein könnte. Wir wissen zwar inzwischen, dass die Datenlage in Sachen Corona von Anfang an desaströs war, dass verschwiegen, verdreht und manipuliert wurde. Wir wissen darüber hinaus, dass viele Daten überhaupt nicht erst erhoben wurden. Die Wirksamkeit der Maßnahmen in der Summe wurde lediglich durch das verblendete Bundesverfassungsgericht diagnostiziert, wissenschaftliche Erkenntnisse sucht man dagegen vergebens.

Und die Folge? Ganz einfach: Wenn ohnehin kaum Daten vorliegen, verzichten wir gleich ganz darauf. Alles, was im Herbst auf uns zukommt, ist eine Konstruktion ohne Sinn und Verstand, die von Lauterbach erwarteten "Corona-Katastrophen" sind Ausgeburten seiner Fantasie.

Aber immerhin verstehen wir jetzt die Sache mit der Maskenpflicht in Flugzeugen. Sie gilt, wenn es gerade passt, und sie gilt nicht, wenn es gerade passt. Und sollte sie wider Erwarten einmal nicht passen, wird sie eben passend gemacht.

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