Meinung

"Greenwashing" – Die grüne Agenda zum Schröpfen der Gutgläubigen

Sich grün reinwaschen – "Greenwashing" genannt – ist zum Mainstream geworden, von dem sowohl Regierungen als auch Unternehmen profitieren. Natürlich, ohne dabei echte Schritte für den Schutz der Umwelt zu unternehmen.
"Greenwashing" – Die grüne Agenda zum Schröpfen der GutgläubigenQuelle: AFP © Joseph Eid

Von Rachel Marsden

Laut einem neuen Bericht der Vereinten Nationen, der vergangene Woche auf der COP27-Klimakonferenz veröffentlicht wurde, führen Banken und Unternehmen, die sich zu "Netto-Null"-Emissionen verpflichten, die Öffentlichkeit an der Nase herum. "Wir dürfen Null-Toleranz für Netto-Null-Greenwashing haben", sagte UN-Generalsekretär António Guterres in Bezug auf das Konzept, eine grüne Agenda für Marketingzwecke und als Strategie zur Gewinnmaximierung zu verfolgen, ohne jedoch die darin postulierten Ansprüche in die Praxis umzusetzen.

Meinte Guterres damit die Fluggesellschaften, die fragen, ob man beim Kauf eines Flugtickets freiwillig zusätzliches Geld spenden möchten, um den CO₂-Fußabdruck der geplanten Flugreise auszugleichen, die aber praktisch nicht viel mehr erreichen, als den unerträglich scheinheiligen Menschen ein gutes Gefühl zu geben? Oder die Energiekonzerne, die erneuerbare Energien als Augenwischerei nutzen und trotzdem munter weiter in fossile Brennstoffe investieren? Falls es die Idealisten noch nicht bemerkt haben sollten: Im Westen herrscht derzeit eine Energiekrise aufgrund westlicher Sanktionen gegen Energie aus Russland – während die erneuerbaren Energien als Ersatz dafür noch lange nicht reif sind.

Die Deutschen setzen erneut auf Kohle und Brennholz, während Frankreich sich bemüht, die Atomkraft wieder hochzufahren. Die EU hat Anfang des Jahres sogar einen Rückzieher gemacht, indem man sowohl dem Energieträger Gas als auch der Kernkraft das "grüne" Label verlieh – was es den Staats- und Regierungschefs nun bequem ermöglicht, in Ländern mit fossilen Brennstoffen einzufahren, die eigentlich als Parias gelten, um dort dringend benötigte Energie zu erbitten.

Die UNO behauptet, dass Investitionen in die regenerativen Energien in der Höhe von bis zu 340 Milliarden Dollar pro Jahr bis zum Jahr 2030 der Schlüssel zur Lösung des Problems seien. Alles andere scheint offenbar sinnlos. Die Vorstellung, dass massive Finanzmittel erforderlich sind, um zu verhindern, dass die Temperatur der Erde um 1,5 Grad Celsius über das vorindustrielle Niveau steigt, ist schwer zu verkaufen, insbesondere in Ermangelung einer logischen Erklärung dafür, wie das Geld sinnvoll eingesetzt werden soll, um den globalen Thermostat einzustellen. Die Offiziellen scheinen jetzt ein neues Verkaufsargument vorzubringen. "Die Welt muss sich wehren und Menschen und Gemeinschaften vor den unmittelbaren und ständig wachsenden Risiken des Klimanotstandes schützen. Wir haben keine Zeit zu verlieren", sagte Guterres, wobei die UN Vorkommnisse wie Überschwemmungen in Pakistan und mehrjährige Dürren als Rechtfertigung für die Finanzorgie anführte.

"Greenwashing" ist nur eine weitere Art, die hoffnungslos Naiven zu betrügen. Und niemand macht dies besser als die Regierungen selbst, die es geschafft haben, unter dem Deckmantel der Weltrettung die Steuerzahler um unzählige Milliarden zu erleichtern, um damit Fässer ohne Böden zu füllen.

US-Präsident Joe Biden nutzt jetzt neu einen grünen Vorwand, um die Wirtschaftsinteressen der USA zum Nachteil der europäischen Verbündeten zu schützen – obwohl die USA ihre Exporte von verflüssigtem Erdgas aus fossilen Brennstoffen in die EU erhöht haben. Bidens Inflation Reduction Act (Verordnung zur Reduktion der Inflation) wird praktischerweise als Initiative für grüne Energie angepriesen, die den US-Verbrauchern steuerliche Anreize anbietet, um amerikanische Elektroautos mit Batterien zu kaufen, die zu mindestens 40 Prozent aus Komponenten aus den USA oder einem Land bestehen, mit dem die USA Freihandel betreiben. Deutschland und Frankreich betrachten diese Maßnahmen als eklatanten Protektionismus.

"Wir müssen schnell reagieren. Ich fordere eine geschlossene, starke und koordinierte Reaktion der EU gegenüber unseren amerikanischen Verbündeten. Es droht ein großer Schock für die französische und europäische Industrie. Entweder wird man das Problem lösen – und wir hoffen, dass man das tun wird, wir haben eine Taskforce, um dies zu diskutieren – oder wir müssen uns an die WTO wenden und Vergeltungsmaßnahmen in Betracht ziehen", sagte der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire. "Mir wurde nicht versichert, dass die amerikanische Seite vollständig erfasst hat, wie groß unsere Sorge vor den Folgen ihrer Verordnung ist", fügte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hinzu. Auch Japan und Südkorea protestierten gegen den Schritt der USA und fordern die Gleichbehandlung ihrer Produkte.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis eine westliche Regierung aus eigennützigen wirtschaftlichen Gründen einen grünen Vorwand vorbringen würde. "Die Amerikaner kaufen amerikanisch und verfolgen eine sehr aggressive Strategie der staatlichen Subvention. Die Chinesen schotten ihren Markt ab. Wir können nicht der einzige Markt sein, der sich in Bezug auf das Klima am tugendhaftesten benimmt und gleichzeitig meint, dass es keine europäischen Präferenzen gibt", sagte Macron letzten Monat gegenüber Les Echos und schlug vor, dass die EU das "Greenwashing" des US-Protektionismus einfach kopieren sollte. Macron hat sogar seine Wut und Frustration auf der COP27-Klimakonferenz grün gewaschen, indem er die USA und China aufgefordert hatte, "ihren fairen Beitrag zur Klimarettung zu leisten".

Gibt es Grenzen beim "Greenwashing"? Scheinbar nicht. Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij sagte auf der Konferenz in einer aufgezeichneten Botschaft, dass "es ohne Frieden keine wirksame Klimapolitik geben kann". Da Selenskij offensichtlich glaubt, dass Frieden nur durch endlose Ströme an Geld und Waffen gewonnen werden kann, sieht es so aus, als hätte er seinen Krieg jetzt auch grün gewaschen.

Aber warum sollten nur die Eliten den ganzen Spaß haben? Die durchschnittliche Bevölkerung möchte vielleicht ebenfalls versuchen, ihren Alltag grün zu waschen, indem sie überall, wo sie hingeht, Umwelttugend projiziert. Damit ließen sich jeden Tag ein paar zusätzliche Dollar aus den Leuten herausholen, zum Beispiel bei dem Taxifahrer, der zu lange im Verkehrsstau herumsteht, oder bei dem Hausgast, der das Fenster öffnet, was dazu führt, dass mehr Heizwärme verbraucht wird, oder von dem Bekannten, der beim gemeinsamen Essen im Restaurant ein Fleischgericht zum Abendessen bestellt – von einem Tier, das vor der Schlachtung mit seinen Blähungen für die Zerstörung des Klimas verantwortlich war.

Jeder, der diesen grünen Betrug noch nicht mitbekommen hat, wird wahrscheinlich eine verstärkte Überwachung durch seine Mitbürger begrüßen und nur zu gerne jeder Forderung nachkommen, sodass er in seine Brieftasche greift, um die eigenen Übertretungen zu kompensieren.

Aus dem Englischen

Rachel Marsden ist eine Kolumnistin, politische Strategin und Moderatorin eines unabhängig produzierten französischsprachigen Programms, das auf Sputnik France ausgestrahlt wird. Ihre Webseite finden man unter rachelmarsden.com

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