Wirtschaft

Börsengang: Palantir öffnet sich – zumindest für den Markt

Das Tech-Unternehmen Palantir aus den USA geht an die Börse. Spezialisiert auf "vorausschauende Analyse" und grafische Darstellung großer Datenmengen, ist Palantir hauptsächlich für Regierung und Geheimdienstapparat tätig, schweigsam und starker Kritik ausgesetzt.
Börsengang: Palantir öffnet sich – zumindest für den MarktQuelle: Reuters © Arnd Wiegmann, Reuters

Das umstrittene Big-Data- und Predictive-Analytics-Unternehmen Palantir Technologies aus den Vereinigten Staaten geht am 30. September an die Börse.

Zuvor wurden Berichte laut, das Unternehmen schreibe rote Zahlen: Im Jahr 2019 hatte das Unternehmen, an dem der Investor und Trump-Unterstützer Peter Thiel einen großen Anteil an Aktien hält, einen Verlust von 590 Millionen Dollar zu verzeichnen, 2018 waren es sogar 600 Millionen. Über die geplante direkte Börsennotierung wird das Unternehmen mit einem geschätzten Wert von derzeit 22 Milliarden US-Dollar an der Börse starten. Es werden keine neuen Aktien zwecks Kapitalerhöhung ausgegeben, lediglich bestehende Anteile können von Investoren zu Beginn des Handels platziert werden und sollen anfänglich für einen Betrag von zehn US-Dollar gehandelt werden.

Das Unternehmen geriet aufgrund seiner Tätigkeiten für westliche Regierungs- und Geheimdienstapparate in die Kritik, zuletzt für das Liefern der Software an die "Immigration Customs Enforcement Agency" (ICE), die scharf dafür kritisiert wurde, im Rahmen der von US-Präsident Trumps "Null-Toleranz"-Haltung in der Immigrationspolitik Kinder an den Grenzen von ihren Eltern zu trennen und zu traumatisieren.

Laut einem Interview soll es deswegen selbst unter den Mitarbeitern des Unternehmens zu Protesten gekommen sein, und Palantir-Gründer und -CEO Alexander Karp, selbst bekennender Demokrat und Clinton-Unterstützer sowie Mitglied im Aufsichtsrat bei Axel Springer, soll sich die Frage gestellt haben, ob er nicht selbst in jüngeren Jahren dagegen protestiert hätte.

Karp weist dennoch jede Kritik und Verantwortung von sich und spricht sich für ein System der "Checks and Balances" aus (Kontrollmechanismen für "Überprüfung und Ausgleich" und zum Aufrechterhalten der Gewaltenteilung). Er möchte daher als mächtiger Digitalkonzern nicht die Gesetze vorschreiben, sondern sich lieber demokratischer, staatlicher Kontrolle unterwerfen, so Karp in einem weiteren Interview.

Wir bei Palantir vertreten die Ansicht, dass wir in solche Gesellschaften, in denen es eine funktionierende Demokratie gibt, also 'Checks and Balances' seitens einer funktionierenden Judikative, bislang die Software lieferten und wir dies auch weiterhin tun werden.

Auch damit sieht Karp den Umzug des Unternehmens nach Colorado verbunden, da im zuvor beheimateten Silicon Valley eine Gruppe weniger Menschen die Regeln vorschrieben:

De facto entscheiden Google und andere Unternehmen, wie die Rolle und das Bild der USA in der Gegenwart und Zukunft aussehen werden. Ich denke die meisten Leute, mich eingerechnet, in diesem Land und auf der ganzen Welt, fühlen sich nicht wohl bei dem Gedanken, dass Google und andere Unternehmen entscheiden werden, wer die Gewinner und Verlierer von morgen und übermorgen sind. (…) Falls man davon überzeugt sein sollte, dass diese kleine Anzahl von Leuten, die auf einer Insel leben – frei von den kulturellen Normen leben, die der Rest von uns teilt –, diese Entscheidungen fällen sollte, dann ist das eine radikale Position, die man der amerikanischen Bevölkerung erklären muss.

Mit Äußerungen gegen Google und einer eher nationalistischen Haltung fiel auch schon Thiel auf. Der aus Frankfurt am Main stammende Investor, der seinerzeit zusammen mit Elon Musk PayPal gründete, warf Google aufgrund von Geschäften mit dem chinesischen Militär bereits in der Vergangenheit "Verrat" vor und forderte FBI und CIA dazu auf, dementsprechende Ermittlungen aufzunehmen.

Dennoch treten auch beispielsweise im Rahmen der von dem Los Angeles Police Department geführten "Operation LASER" Beschwerden über die genutzte Palantir-Software auf, die in diesem Zusammenhang angeblich rassistische Fahndungsmuster bedienen und verstärken soll.

In Deutschland wird die Software Palantir Gotham bereits von der hessischen Polizei als "Hessen-Data" genutzt, vorgeblich um islamistisch motivierten Terrorismus zu bekämpfen, sehr zum Ärger von Datenschützern und Bürgerrechtlern, wie Netzpolitik berichtete:

Aus Sicht der Grundrechte steht 'Hessen-Data' im Konflikt mit dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung als Bestandteil des Allgemeinen Persönlichkeitsrechts aus Artikel 2, Absatz 1 in Verbindung mit Artikel 1, Absatz 1 des Grundgesetzes. Im Besonderen stellen Massendatenauswertungen, wie sie mit 'Hessen-Data' möglich sind, den im Datenschutzrecht zentralen Zweckbindungsgrundsatz in Frage.

Das Wall Street Journal berichtete, dass Palantir – wie viele andere hoch bewertete Technologieunternehmen – noch nie Profit erzielt hätte und außerdem einige potenzielle Investoren die Unternehmensstruktur "ungeheuerlich" fänden. Aber auch diese gingen dennoch davon aus, dass Palantir weiterhin wachsen und die Aktien im Preis steigen würden.

Mehr zum Thema - Palantir-Dossier: IT der Sicherheitsbehörden – US-Anbieter auf dem Vormarsch

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.