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Nach Abzug der USA: Drogenproduktion in Afghanistan geht massiv zurück

Die afghanische Regierung unter Führung der Taliban erzielt bei der Bekämpfung des Mohnanbaus überraschend große Erfolge. Schlafmohn liefert mit seinem Saft Opium als Grundstoff für die Herstellung von Heroin. Die westliche Presse kommt nicht umhin, den Erfolg anzuerkennen, weiß aber, dass er in erster Linie Russland hilft.
Nach Abzug der USA: Drogenproduktion in Afghanistan geht massiv zurückQuelle: AFP © OMER ABRAR / AFP

Von Anton Gentzen

Der von den Taliban verkündete Krieg gegen den Mohnanbau und die Heroinproduktion zeigt beeindruckende Erfolge. Der Anbau von Mohn und anderer opiumhaltiger Pflanzen in Afghanistan ist innerhalb eines Jahres massiv zurückgegangen. 

Laut Satellitenbildern des britischen Unternehmens Alcis ist beispielsweise die Fläche für den Mohnanbau in der südlichen Provinz Helmand, wo bislang der Großteil der afghanischen Drogenproduktion erfolgte, von über 120.000 Hektar im April 2022 auf weniger als 1.000 Hektar ein Jahr später geschrumpft. Ähnlich verhält es sich in der Provinz Nangarhar, einer weiteren drogenerzeugenden Region. Dort sind, wie sich aus den Satellitenbildern ergibt, nur noch 865 Hektar mit Mohn bepflanzt, ebenfalls ein massiver Rückgang gegenüber mehr als 7.000 Hektar noch im Jahr 2022.

Die Grafik der Financial Times zeigt den Rückgang der mit Mohn bepflanzten Felder in der afghanischen Provinz Helmand (grüner Graph) bei gleichzeitigem Anstieg der Weizenpflanzungen (dunkelblauer Graph) und einer leicht rückläufigen Gesamtanbaufläche.

All das ist eine Folge des durch die Taliban geführten Kriegs gegen die Drogen, der nach Auffassung von Analytikern von China und Russland zu einer Bedingung für die Anerkennung der Taliban als legitime Regierung des Landes gemacht wurde. Anti-Mohn-Einheiten patrouillieren landesweit und vernichten Mohnfelder.

Diesen Krieg hatten die Taliban vor etwas mehr als einem Jahr erklärt – im Frühjahr 2022, als sie ein landesweites Verbot des Mohnanbaus und der Heroinproduktion verhängten.  

Auch wenn die Ergebnisse in anderen Provinzen weniger beeindruckend sind, insbesondere in den schwer zugänglichen Bergregionen, so ist Afghanistan dennoch auf gutem Weg, seine zweifelhaften Traditionen der Opiumproduktion zu überwinden. The Economist zitiert David Mansfield, einen Wissenschaftler, der sich seit über 25 Jahren mit der illegalen Wirtschaft in Afghanistan befasst, mit dessen Prognose, dass die Mohnproduktion in Afghanistan zwischen 2022 und 2023 um 80 Prozent zurückgehen werde. Andere Schätzungen prognostizieren gar einen Rückgang um 90 Prozent.

The Telegraph nennt dies "die erfolgreichste Drogenbekämpfung in der Geschichte der Menschheit".

Als die Taliban die Macht übernahmen, produzierte Afghanistan 85 Prozent des weltweit gewonnenen Opiums. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen brachten die Ernte und der damit verbundene Drogenhandel im Jahr 2021 dem Land einen Gesamterlös von 1,8 bis 2,7 Milliarden US-Dollar. Das entsprach bis zu 14 Prozent des afghanischen Bruttoinlandprodukts. Rund 450.000 Afghanen waren im Opiumhandel beschäftigt.

Es ist kein Wunder, dass die Taliban dafür von China und Russland mehr erwarten als nur Zusagen. Afghanistan muss so aufgebaut werden, dass es sich auch ohne Mohnanbau ernähren und entwickeln kann. Bislang ist es der afghanischen Regierung gelungen, den Handel und die wichtigen Mineralienexporte aufrechtzuerhalten, die afghanische Wirtschaft zu stabilisieren, die Korruption bei Steuern und Zöllen deutlich zu verringern und so jährliche Einnahmen in Höhe von etwa 2 Milliarden Dollar zu erzielen, lobt das US-amerikanische Nachrichtenmagazin Time.

Das allein reicht jedoch nicht, um den Wiederaufbau und die Entwicklung des von Jahrzehnten Krieg und Bürgerkrieg gezeichneten Landes zu gewährleisten. Wie der Wirtschaftswissenschaftler Bill Byrd es ausdrückte, den das Time-Magazin zitiert, handelt es sich bei der wirtschaftlichen Stabilisierung der Taliban um ein "Hungergleichgewicht". 90 Prozent der Bevölkerung leben nach wie vor in Armut und sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Diese Hilfe ist 2023 rapide zurückgegangen – um mindestens 1 Milliarde Dollar von den 3 Milliarden Dollar, die noch im Jahr 2022 bereitgestellt worden waren.

Die Welt darf also gespannt sein, was China und Russland, womöglich auch Iran, unternehmen werden, um sich die einmalige Chance auf die Stabilisierung einer Region nicht entgehen zu lassen, an der außer London und Washington heute alle großes Interesse haben. Vielfältige Projekte im Infrastrukturausbau, der Förderung der Landwirtschaft, der Industrialisierung und der Nutzbarmachung afghanischer Bodenschätze sind bereits angedacht. Russland ist unter anderem an zuverlässigen Nord-Süd-Korridoren für sein Öl und sein Gas interessiert. Pakistan und Indien würden davon profitieren.

Bezeichnenderweise ist die britische und die US-amerikanische Presse keineswegs froh über die Fortschritte, die die Taliban in der Bekämpfung des Mohnanbaus erzielen. Time befürchtet, dass die Konsumenten in Nordamerika und Europa den Ausfall des Heroins durch mehr Konsum von Fentanyl und anderen synthetischen Drogen ersetzen werden. Insbesondere Fentanyl scheint noch todbringender zu sein, als es Heroin und andere Opiate ohnehin schon sind.

Die mexikanischen Kartelle, lamentiert das Time-Magazin, hätten als die Hauptakteure des Handels mit Fentanyl nach Nordamerika neue Schmuggel- und Einzelhandelsnetze sowie Zentren für die Herstellung synthetischer Drogen in Westeuropa aufgebaut. Bislang wurde in den Laboren Methamphetamin – "das weltweit stärkste Meth" – hergestellt, aber sie können leicht auf die Produktion Fentanyl umsteigen. Aufgrund des hohen Wirkungsgrads von Fentanyl im Verhältnis zum Gewicht könnten chinesische Drogenhändler Fentanyl auch direkt nach Europa verschiffen. 

Das ist dann aber nicht mehr das Problem Chinas oder Russlands. Es ist kein großes Geheimnis, dass die USA und Großbritannien afghanische Drogen als Waffe insbesondere gegen das russische Volk eingesetzt haben. Vom US-Militär unterstützter, sogar organisierter Schmuggel über die mittelasiatischen Basen wurde mehrmals aufgedeckt. RT DE hat es in einem Artikel im April des laufenden Jahres weniger verschwörungstheoretisch formuliert:

"Obwohl Washington zwei Jahrzehnte lang die Kontrolle über das Land und die afghanische Regierung hatte, versäumte man es nicht nur, den Anbau und Export von afghanischem Opium einzuschränken, sondern beaufsichtigte sogar eine Steigerung der Produktion."

Das hat Russland die Leben Zehntausender von jungen Männern gekostet, besonders stark dezimiert wurden die Geburtsjahrgänge zwischen 1980 und 1990. Das Ende dieser nationalen Tragödie ist absehbar und Russland wird alles dafür tun, damit sie sich nie wiederholt.

China wiederum hat eigene Erfahrungen mit dort in Palästen residierenden Opiumhändlern aus dem Westen und den tragischen Folgen für das eigene Volk. Es hat wahrscheinlich auch nichts dagegen, dass der Bumerang zu den zynischen Völkermordplanern und Drogendealern in London und Washington zurückkehrt.

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