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Sinnbild fürs Gesundheitssystem: Berliner Klinik säuft ab

In den sozialen Medien geht ein Video viral, in dem zu sehen ist, wie der Keller eines Berliner Klinikums nach Starkregen unter Wasser steht. Für Intensivpfleger Ricardo Lange ist dies ein Sinnbild für das deutsche Gesundheitssystem: Man lasse es absaufen.
Sinnbild fürs Gesundheitssystem: Berliner Klinik säuft abQuelle: www.globallookpress.com © Carsten Thesing via www.imago-images.de

In den letzten Tagen ging in den sozialen Medien ein Video viral. In diesem ist zu sehen, wie ein Klinikkeller, der von Baumängeln und notdürftig geflickten Fußbodenbelägen geprägt ist, unter Wasser steht. Bei dem Keller soll es sich um das Untergeschoss des Vivantes Klinikums am Urban in Berlin-Kreuzberg handeln, wie unter anderem die Berliner Zeitung unter Berufung auf Mitarbeiterkreise berichtet. Auch der in Deutschland bekannte Intensivpfleger Ricardo Lange postete das Video auf X/Twitter.

Gegenüber der Berliner Zeitung gab er an, dass er das Video bereits seit zwei Monaten habe. Es wurde an einem Tag aufgenommen, an dem in Berlin Starkregen herrschte. Er habe das Video über persönliche Verbindungen erhalten, könne allerdings weder zum Urheber noch über den Ort etwas sagen. Zum einen wolle er den Urheber schützen, zum anderen wolle er weiter in Berlin arbeiten. Laut Lange stehe die Aufnahme jedoch "sinnbildlich dafür, wie in Deutschland mit Kliniken umgegangen wird. Man lässt sie absaufen." Viele Gebäude seien in einem maroden, nicht mehr zeitgemäßen Zustand.

Ihm sei in der letzten Zeit noch einmal klargeworden, dass vieles im deutschen Gesundheitswesen nicht zusammenpasse. Als Beispiel dafür nannte er Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Dieser hielt sich erst kürzlich in Indien auf und wollte sich dort darüber informieren, wie in Indien Künstliche Intelligenz zum Beispiel bei der Behandlung von Schlaganfällen genutzt wird. Er schrieb, dass das vielleicht auch eine gute Idee für Deutschland wäre.

Dagegen habe Lange auch nichts einzuwenden, doch er frage sich, warum die Politik immer den dritten Schritt vor dem ersten mache. In den Kliniken dokumentiere man teilweise noch mit Bleistift und Papier und habe überall Faxgeräte. Als Leihkraft habe er einen guten Überblick und wisse, dass Digitalisierung in den Kliniken ein Fremdwort sei. Der Politik fehle es schlicht an Realitätsbezug.

"Wo war denn Herr Lauterbach, als es in diese Klinik hereingeschifft hat? Warum unternimmt er nichts gegen den maroden Zustand deutscher Krankenhäuser? Er kennt doch die Probleme?"

Lauterbach könne sich nicht hinstellen und sagen, die Investitionen in die Kliniken seien Ländersache. Seit Jahren sei bekannt, dass es einen Investitionsstau gebe, erklärte Lange weiter. Der Minister müsse dann eben Druck auf die Länder ausüben, um mehr zu investieren. Auch Johannes Danckert, der Vorsitzende der Vivantes-Geschäftsführung, welche die Urban-Klinik betreibt, schrieb auf der Plattform LinkedIn:

"Unsere Mitarbeiter kennen schon lange die Stellen, wo das Wasser bei Starkregen eindringt und wo der Fußboden notdürftig geflickt ist."

Ein Vivantes-Sprecher relativierte Danckerts Mitteilung später jedoch: Der Post beziehe sich auf "Mängel an der Bausubstanz, die tatsächlich durch jahrzehntelange Unterfinanzierung seitens des Landes Berlin aufgelaufen sind". Zudem handle es sich bei dem Wasserschaden "eindeutig um ein einmaliges, durch Starkregen verursachtes Ereignis und keinen Instandhaltungsmangel". Durch die große Menge an Regen sei eine gerade erst erneuerte Regenwasserableitung zerbrochen, der Schaden sei jedoch bereits nach wenigen Stunden beseitigt worden. Doch auch der Sprecher räumt ein, dass das Gebäude sanierungsbedürftig sei: "Durch das Dach der Eingangshalle dringt bei Starkregen Wasser ein – allerdings in kleinen Mengen und in keiner Weise vergleichbar mit dem Rohrbruch im Video."

Auch die Fassade sei sanierungsbedürftig. Die Mängel stellten keine Gefahr für das Patientenwohl dar, erschwerten jedoch die Arbeitsbedingungen, so der Sprecher zur Berliner Morgenpost. Des Weiteren äußerte sich Lange auch zu Lauterbachs Hitzeschutzplan kritisch:

"Da steht zum Beispiel drin, dass man alte Menschen anrufen und bei Hitze warnen soll. Dass man ihnen sagen soll, sie möchten doch mehr trinken. Und dann steht man als Pflegekraft bei mehr als 30 Grad auf einer Intensivstation, schwitzt sich kaputt und sieht, wie die Patienten leiden. Erst gestern ist mir das passiert."

So habe er eine über 60-Jährige mit COPD auf der Station gehabt. Bei COPD handle es sich um eine schwere Lungenkrankheit.

"Die Frau hat bei der hohen Luftfeuchtigkeit große Probleme bekommen, sie rang nach Luft. Klimaanlage? Fehlanzeige! Die hat totale Panik bekommen. Sie wollte aus dem Bett klettern, hat sich die Kleider vom Leib gerissen. Wir mussten ihr mit Morphium die Todesangst nehmen. So viel zum Thema Hitzeschutz, Herr Lauterbach."

Solche großen Belastungen der Patienten bei Hitze seien keine Ausnahme. Statt lediglich auf Informationskampagnen und Aufklärung zu setzen, müssten die Kliniken den klimatischen Bedingungen angepasst werden. Doch nicht nur die Hitze im Sommer sei ein Problem, im Winter gehe es weiter:

"Fehlende Isolierung, undichte Fenster, die Heizungen ballern volles Rohr und du frierst dir trotzdem einen ab. Teilweise kommt es zu Rohrbrüchen, Abwasserrohre sind verstopft. Elektrische Anlagen fallen aus, weil die Leitungen altersschwach sind."

Offensichtlich habe Deutschland aus der Corona-Krise nichts gelernt, so Lange:

"Es wurde immer betont, dass das Gesundheitssystem nicht überlastet werden darf und deshalb wurden den Bürgern sehr viele Einschränkungen abverlangt. Es wurde gesagt, man werde nicht hinnehmen, dass an einem Tag zig Menschen sterben. Das galt offenbar nur für ein Virus namens Sars-CoV-2. Das gilt heute offenbar nicht mehr. Es sterben Menschen, weil Personal fehlt. Weil keine Zeit für Hygiene da ist und multiresistente Keime Patienten töten."

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