Meinung

Sommer so und so: Kiews Abgeordnete genießen das Mittelmeer, das Volk stirbt in Schützengräben

Krieg in der Ukraine, Tausende sterben an der Front? Kein Grund, auf den Urlaub an einer Mittelmeerküste oder auf tropischen Inseln zu verzichten! Das zumindest sagen sich ukrainische Abgeordnete, die sich selbst "Diener des Volkes" nennen. Weil die Ausreise gesetzlich verboten ist, finden sich kreative Wege, dieses Verbot zu umgehen.
Sommer so und so: Kiews Abgeordnete genießen das Mittelmeer, das Volk stirbt in SchützengräbenQuelle: Gettyimages.ru © Paul Viant

Von Tatjana Montjan

Es gibt einen neuen Skandal im ukrainischen Speckreich. Journalisten haben aufgedeckt, wie männliche Rada-Abgeordnete, denen das geltende Gesetz wie jedem anderen Ukrainer männlichen Geschlechts auch Reisen ins Ausland untersagt, dieses Verbot umgehen und sich in ausländischen Kurorten sonnen.

Natürlich würde auch so niemand die "Diener des Volkes" in die Schützengräben schicken. Aber müssten sie nicht eigentlich rund um die Uhr im Einsatz sein, sich um das Schicksal des Landes kümmern und den armen Menschen, die an der Front für die Interessen des amerikanischen militärisch-industriellen Komplexes, der "Demokratie" und der "Freiheit" von "Mütterchen Ukraine" sterben, einen zuverlässigen Rückhalt bieten?

Die Abgeordneten des Speckreichs wollen indes allenfalls unter der tropischen Sonne schwitzen. Ihre Interessen bestehen darin, die westliche Hilfe unter sich aufzuteilen und sich selbst nichts vorzuenthalten. Und so treiben sie sich lieber in ausländischen Ferienorten herum als in Kiew oder gar in Frontnähe.

Diesmal war es Nestor Schufritsch, ein ethnischer Ungar, der mithilfe seiner langjährigen persönlichen Beziehungen ein System ins Leben rief, bei dem Abgeordnete auf Einladung der Regierung oder von Wohltätigkeitsorganisationen (dann ist die Ausreise ausnahmsweise erlaubt) nach Ungarn reisen – und von dort an die azurblauen Küsten in den Urlaub fliegen. 

Da aber die Aufenthaltsdauer bei Dienstreisen begrenzt ist und man sich länger an den Urlaubsorten aufhalten möchte, schreiben "eingeladene" Abgeordnete direkt aus dem Ausland Urlaubsanträge und ziehen so das Trinken von leckeren Cocktails und andere Vergnügungen am Urlaubsort noch in die Länge. 

Es ist schwindelerregend, sich vorzustellen, wie viel Schufritsch seinen Kollegen im Parlament für eine solch wertvolle Dienstleistung in Rechnung stellt.

Nun, die Menschen in Speckreich, die von der Gesetzlosigkeit der Militärkommissare und dem Zynismus der Eliten genervt sind, können sich nur fragen, ob die mediale Aufregung über die aufgedeckten "Geschäftsreisen" und die anschließenden Urlaubsanträge der "Staatsgäste Ungarns" Folgen haben wird. Oder ob die einzige Folge womöglich darin besteht, dass andere Abgeordnete mit ähnlichen Verbindungen in andere Länder Schufritschs Geschäftsmodell nachahmen werden. Ich tippe auf Letzteres.

Tatjana Montjan ist eine prominente ukrainische Rechtsanwältin und Strafverteidigerin, Publizistin und Bloggerin mit Millionenpublikum. 2004 noch auf der Seite des ersten Maidan, bezeichnete sie den Euromaidan im Herbst 2013 als Zerstörung der ukrainischen Staatlichkeit und stellte sich entschieden gegen diesen. Vor Beginn der russischen militärischen Intervention musste sie Kiew verlassen, nachdem sie vor der UNO über die Zustände in der Ukraine gesprochen hatte. Derzeit lebt sie im Donbass, engagiert sich für humanitäre Hilfe und führt tägliche Videoblogs. Man kann ihr auf ihrem Telegram-Kanal folgen. Ihr Kanal auf Youtube wurde im Frühjahr 2022 von dem US-Unternehmen gelöscht.

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