Meinung

EU, die Wegelagerin

Das EU-Parlament hat in dieser Woche eine Resolution verabschiedet, in der es der Europäischen Kommission empfiehlt, das Einfuhrverbot für Privatfahrzeuge russischer Staatsbürger zu überdenken. Der Beginn eines Umdenkens in Europa? Nein, eher der Versuch, die Fratze der europäischen Räuberin besser zu schminken, meint RT-Kolumnist Andrei Rudaljow.
EU, die WegelagerinQuelle: Gettyimages.ru © inhousecreative

Von Andrei Rudaljow

Vor nicht allzu langer Zeit haben die europäischen Demokratien öffentlich und für die ganze Welt vernehmbar angekündigt, dass sie einreisende Russen ausrauben werden. Sie beschlossen, Autos und persönliche Gegenstände bis hin zu Körperpflegeprodukten zu beschlagnahmen und zu enteignen. Offensichtlich braucht der Westen all diese Habseligkeiten dringend, hat er sich doch für die tägliche Fütterung des ukrainischen Monsters verausgabt.

Ganz neu ist das nicht: Unseren Sportlern wurden ihre nationalen Symbole längst abgenommen, das Vermögen russischer Bürger wurde bereits im letzten Jahr eingefroren, wie auch die Währungsreserven, die dem gesamten russischen Volk gehören. Neu ist lediglich der Gipfel an Absurdität und Lächerlichkeit, den die EU mit dem neuesten Katalog von "Schmuggelware" erklommen hat.

All das war und ist eine eklatante Diskriminierung aufgrund der Nationalität und eine Wiedereinführung überwunden geglaubter Methoden der Sippenhaft und Kollektivschuld. Dazu kann eine Menge historischer Parallelen gezogen werden. Sergei Lawrow hat diese Art von Maßnahmen bereits als Nazismus bezeichnet. Gibt es einen anderen Begriff, der passt? Rassismus, vielleicht.

Wenigstens haben sie nicht, wie ihre ukrainischen Marionetten, verkündet, Russen in der ganzen Welt töten zu wollen. Da haben wir wohl dankbar zu sein. 

Es scheint, dass viele Maßnahmen und Entscheidungen im Westen in einem Zustand emotionalisierter Vernebelung getroffen werden. Sobald Vernunft und Pragmatismus ein wenig aufwachen, versuchen sie, etwas zurückzurudern und Anstand vorzutäuschen. Neulich hat das Europäische Parlament die EU aufgefordert, die Entscheidung zum Verbot der Einfuhr von Privatfahrzeugen und persönlichen Gegenständen durch Russen zu überdenken. Dies sei, so das EU-Parlament, unverhältnismäßig und diskreditiere den Sanktionsmechanismus. Für das Image der EU sei dies ein Schandfleck, den sie sich selbst verpasst habe.

Eigentlich sind Übertreibung und Selbstdiskreditierung aktuell ein Markenzeichen der westlichen Politik, die angetrieben wird von arrogant-hysterischem Siegesbewusstsein. Die Politiker des Westens haben sich eingeredet, dass sie Russland mithilfe ihrer Unverfrorenheit und Gesetzlosigkeit in Fetzen reißen werden, und dass dafür jedes Mittel recht ist. Als sie zu erkennen begannen, dass die russischen Fetzen nicht fliegen, suchte sich die Hysterie ein neues Spielfeld – die Rache. Nichts anderes ist die Beschlagnahme von Autos, Deos, Handys und Kleiderbügeln – kleinliche Rache an den Bürgern eines Landes, das sich weigert, den westlichen Phantasien folgend einzustürzen.

Der Westen ist fixiert auf die Idee, Russland eine "strategische Niederlage" zuzufügen, es um jeden Preis zu bestrafen. Der Wunsch, ein schreckliches Urteil schnell zu vollstrecken, überschattet alles. Diese inzwischen pathologische Obsession lässt seine Politiker weder essen noch trinken noch schlafen. Sie hat sie zu ihren Sklaven gemacht, die Konsequenzen weder sehen noch verstehen. Genauso wenig übrigens wie Perspektiven jenseits der Feindschaft mit Russland. Und so haben sie ihre eigenen Werte und Grundsätze über Bord geworfen, sich selbst diskreditiert, entlarvt, in die Enge getrieben, und das nicht nur auf Kosten des eigenen Images. Beschädigt wurde auch das Bild vom europäischen Paradies, das so mühsam geschaffen und mythologisiert wurde, das kürzlich noch attraktiv und verlockend schien. Es entpuppte sich nun als ein Pfefferkuchenhaus aus schrecklichen Märchen, aus dem derzeit nur das Zähneknirschen der eigenen Ohnmacht zu hören ist.

Jetzt mehren sich Stimmen, die mahnen, mit dem eingefrorenen Vermögen Russlands und seiner Bürger geschickter umzugehen. Sie meinen damit: den Raub sorgfältiger zu verschleiern, rechtlich zu formalisieren. Sonst könnte er die finanzielle Stabilität Europas untergraben. Den Raub an sich wollen auch diese Stimmen, nur eben besser verpackt. 

Die Mitglieder des Europäischen Parlaments haben sich daran erinnert, dass noch nicht aller Tage Abend ist und es auch morgen auf den Ruf und das Image der EU ankommen wird. Man will also irgendwie versuchen, das Gesicht zu wahren, damit nicht allen das brutale Grinsen einer Räuberin und Wegelagerin in Erinnerung bleibt, die von hysterischem Hass erfüllt ist und sogar nach billigen Körperpflegeprodukten giert. Es sei dringend notwendig, gibt das EU-Parlament der EU-Kommission zu bedenken, die hässliche Fratze hübsch zu schminken, um zu verbergen, was sie bereits offenbart hat. Wer soll anderenfalls mit einem Europa Geschäfte machen, das zu allem fähig ist und für das keine moralischen und rechtlichen Grenzen gelten? Das sich von einer Räuberbande gar nicht mehr unterscheidet?

Wer wird nach all dem noch an Demokratie glauben und versuchen, an ihr teilzuhaben, ihr Treue schwören, nachdem alle gesehen haben, dass sie ein tönernes Götzenbild ist, in dessen Inneren Leere und Latrinengestank herrschen?

Die Ernüchterung in Brüssel und Straßburg wurde auch von den Vorgängen in Gaza beschleunigt. Mit Bildern von Massakern im Hintergrund, die der Westen für legitim erklärt und bei denen er keinerlei Zurückhaltung fordert, wurde der kolossale Unterschied zu dem, wie Russland behandelt wird, besonders sichtbar. Wo Russland das Recht, seine nationalen Interessen, sich selbst und sein Volk zu verteidigen, abgesprochen wird (erinnern Sie sich noch, wie Bundeskanzler Scholz den Völkermord an Russen im Donbass als "lächerlich" bezeichnete?). Wo alles im Westen Gesagte und Veranlasste impliziert, dass Russen keine Rechte haben, eine minderwertige Rasse sind und kollektiv für alles Böse auf der Welt haften müssen. Die Herkunft der faulen Fäden, mit denen die westliche Propaganda seit vielen Jahren ein absichtlich schreckliches und karikiertes Bild unseres Landes strickt, lässt sich jetzt nicht mehr verleugnen. Es sind Fäden, aus denen Rassismus und Nazismus gestrickt sind.

Natürlich werden die europäischen Politiker ihre Fehler nicht zugeben und sich für Exzesse nicht entschuldigen. Sie werden auch weiter alles mit der Legende von der Verteidigung der Demokratie rechtfertigen. Sie werden auch weiter sagen, dass Russland an allem schuld ist. Doch es gibt keinen Zweifel, dass wir Zeugen der finalen Degeneration der westlichen Politik geworden sind, die vollends in ungezügelte Gesetzlosigkeit, Rudelinstinkte und Bandensitten sowie einen völligen Mangel an Handlungsfreiheit und Autonomie abgerutscht ist. Da kann auch ein Votum im Europäischen Parlament nichts mehr retten.

Und die Demokratie? Sie hat schon längst in Russland Wurzeln geschlagen. Und nun ist sie endgültig asylsuchend zu uns gezogen. Die echte Demokratie, nicht das propagandistisch lackierte, tönerne, hohle Nichts Europas. 

Übersetzung aus dem Russischen

Andrej Rudaljow ist Publizist, Schriftsteller und Literaturkritiker.

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